Hermannstadt – Am Montagmorgen, um 7.30 Uhr, brach Daniel Tudor Mihalache auf in Richtung Bukarest, zu Fuß. Mihalache ist Bürgermeister von Kleinkopisch/Copşa Mică und hat eine Mission. Ein vor elf Jahren zwischen der Stadt und dem Umweltministerium geschlossener Vertrag, über den Bau eines Wasser- und Abwassersystems, soll aufgehoben werden. Dieser, so der Bürgermeister, wurde geschlossen, um die Beitrittskriterien zur Europäischen Union im Bereich Umwelt zu erfüllen. Doch schon die Folgeregierung stoppte die Zahlungen für das Projekt, sodass seit 2008 keine Mittel mehr zum Abschluss der Arbeiten zur Verfügung stehen. Stattdessen wächst der Schuldenstand von Kleinkopisch durch Vertragsstrafen an die beteiligten Unternehmen. Mihalache sagt, es wurden dutzende Kilogramm an Dokumenten, Anträgen, Beschwerden und Petitionen nach Bukarest geschickt, ohne Erfolg. Nur unter der Ponta-Regierung bekam die Stadt Geld zur Begleichung von Vertragsstrafen, rund 9,2 Millionen Lei. Vor Gericht wurde bereits angeordnet, dass die Stadt die noch ausstehenden Schulden in Höhe von 700.000 Lei zu zahlen habe. Doch Kleinkopisch ist dazu nicht in der Lage und in Bukarest fühlt sich niemand verantwortlich. Im nächsten Schritt, so Mihalache, werden die Konten der Stadt blockiert, was zur Einstellung aller geplanten Investitionen führen würde. Der jährliche Haushalt beläuft sich auf rund 1,38 Millionen Lei.
Die Schulden und die drohende Blockierung der Konten sind gleichwohl nicht das einzige Problem der Stadt. Derzeit kauft Kleinkopisch unbehandeltes Wasser aus einer Quelle, die dem Ministerium gehört, zum gesetzlichen Preis von 50 Lei für 1000 Kubikmeter. Allerdings fordert der Verwalter des Ighiş-Staudamms, die ABA Mureş, einen sechsmal höheren Tarif für einige Dienstleistungen, welche nicht erbracht werden, schreibt der Bürgermeister in einer Pressemitteilung zum Start seiner Reise. Gepflegt wird der Damm auch nicht, sodass das Wasser mittlerweile nicht einmal mehr zum Waschen genutzt werden kann. Bürgermeister Mihalache beschreibt den Staudamm als „Latrine“, um dessen Wasserqualität sich die Nationale Verwaltung der rumänischen Gewässer (ANAR) nicht kümmere.
In Hermannstadt/Sibiu traf sich Mihalache am Dienstag mit dem stellvertretenden Bürgermeister Răzvan Pop und hielt eine Pressekonferenz im Kreisrat ab. „Ich habe diesen Fußmarsch geplant, da es keine normale Situation ist, in der wir uns befinden und die Hälfte der rumänischen Gemeinden kein Wasser und kein Kanalsystem hat. Wenn wir, die Rumänen, keine Zeit haben, über diese Situation nachzudenken, dann ist das nicht normal. Für mich ist der Weg nach Bukarest notwendig. Ich glaube nicht, dass es ein Wunder geben wird. Ich glaube nicht, dass die großen Probleme gelöst werden, denn dafür bin ich zu lange Bürgermeister, um zu wissen, dass so etwas nicht existiert. Doch für mich ist es wichtig anzukommen und wenn ich einige Menschen davon überzeugen kann, dass es im Jahr 2017 nicht normal ist, nicht über Trinkwasser und eine Kanalisation zu verfügen, dann bin ich zufrieden.“
Mittlerweile hat Mihalache den Roten-Turm-Pass passiert. Am kommenden Donnerstag, um 18 Uhr, will er Bukarest erreicht haben und hofft dann auf ein Gespräch mit Staatspräsident Klaus Johannis, Premierminister Mihai Tudose und Umweltministerin Graţiela Gavrilescu. Verfolgen lässt sich der Fußmarsch von Daniel Tudor Mihalache auf seiner Facebook-Seite „El Camino - Pelerinajul de Bucharest“.