Hermannstadt – Mitte Februar fand im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt die Vorstellung des Buches „Zwanzigstrechnungen aus dem Archiv der Stadt Hermannstadt 1536–1623“ von Mária Pakucs-Willcocks statt. Der Band bietet eine Analyse historischer Rechnungsdokumente und gewährt Einblicke in die wirtschaftlichen und administrativen Strukturen Hermannstadts in der Frühen Neuzeit. Für die Herausgabe des Buches hat die Forscherin Dr. Mária Pakucs-Willcocks drei Jahrzehnte Arbeit investiert.
„Was möchte dieses Buch?“ fragte eingangs Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, der durch die Diskussion führte. Die Frage beantworteten anschließend die Podiumsgäste: Die Wichtigkeit, Dinge auf Papier festzuhalten, betonte eingangs Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär des Departements für interethnische Beziehungen. Insbesondere in der heutigen Welt könne Geschichte nicht ohne Archive gemacht werden, sagte auch Rudolf Gräf, Leiter des Instituts für Geisteswissenschaften der rumänischen Akademie in seinem Wortbeitrag. Für entsprechende Grundlagenforschung brauche es die nötigen Instrumente.
In der Einleitung des Buches heißt es: „Zollbücher aller Art sind nach wie vor eine bedeutende Quelle für die europäische und die globale Geschichte (...). Die Hermannstädter Zollregister stellen sowohl für die Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung als auch für die Geschichte Südosteuropas eine äußerst wertvolle Quellengattung dar. Für den Zeitraum des 16. und 17. Jahrhunderts sind sie die einzige serielle Quelle, die die Dynamik des jahrhundertelangen Handels auf den Landwegen des Balkans und Ostmitteleuropas widerspiegelt. Die Wege vieler Händler lassen sich über viele Jahre zurückverfolgen, so dass die Auswirkungen globaler geopolitischer Veränderungen auch auf regionaler Ebene beobachtet werden können.“
Den ersten Band der Reihe hatte der Ausschuss des Vereins für siebenbürgische Landeskunde im Jahr 1880 herausgegeben – damals unter dem Namen „Quellen zur Geschichte Siebenbürgens aus Sächsischen Archiven“. Die „Quellen der Geschichte der Stadt Hermannstadt“ führt der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde seit 2001 fort.
Unterstützt wurde die Herausgabe des Buches durch das Departement für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) und des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS).