Hermannstadt - Mitsingen war erlaubt und wäre willkommen gewesen, die meisten der Zuhörer in der Aula der Brukenthalschule summten am Dienstagabend aber höchstens mit und genossen das Konzert von Hans Seiwerth. Mit Gitarren- und zuweilen Mundharmonika-Begleitung bot er vorrangig Lieder aus Siebenbürgen sowie Eigenkompositionen, die er humorvoll einleitete und sein Talent als Entertainer erneut unter Beweis stellte. Als letzte Zugabe spielte er Themen aus einer Valentin Greff-Bakfark Lautenkomposition und bewies auch seine Gitarrenvirtuosität.
Hans Seiwerth, der einstige Leiter des Kammerchors „Cantores juvenes“ der Brukenthalschule und Mitbegründer der Gruppe „De Lidertrun“ (in den 1970ern als „Cibinium-Quartett“ bekannt), feiert heuer sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Seine Sängerkarriere begann im Keller der Hermannstädter Hochschule mit einem Reinhard-Mey-Abend, erzählte er. Mit der „Lidertrun“ war Seiwerth im Sommer 2009 zuletzt in Hermannstadt aufgetreten, diesmal tat er es nun erneut allein.
Die musikalische Reise, auf die er die Zuhörer mitnahm, begann „Äm Hontertstreoch“ und den „Gipfeln der Karpaten“. Im 19. Jahrhundert hatten die Leute Zeit und also hat auch das „Siebenbürgenlied“ sieben Strophen, meinte Seiwerth, die er alle sang und die Frage stellte, ob man die wertvollen Gedanken aus dem Text von Max Moltke 2013 noch gebrauchen kann.
Weil die Europa-Hymne über keine Worte verfügt, verfasste er solche zu der Beethoven-Komposition – und hofft, dass die eines Tages von einem Europa-Abgeordneten gehört und als Text vorgeschlagen werden, sagte er.
Ob es ein Segen ist, dass die Deutschen Rumäniens ein Vater- und ein Mutterland haben, wisse er nicht, von der diesbezüglichen Diskussion nach der politischen Wende betroffen, fand er einen Ausspruch Herders, demzufolge Heimat dort ist, wo man sich nicht zu erklären braucht. In Anlehnung daran verfasste er 2010 sein „Heimatlied“. Von seinen Eigenkompositionen trug er ferner „Spiegelbilder“ und „Kinderbücher“ vor und die Bearbeitungen zweier bekannter Weisen – „Podul de piatră“ und „Măi dorule“ – aus dem rumänischen Liedgut in rumänisch-deutscher Abwechslung der Textzeilen.
Im Wechsel mit seiner Frau Angela wurden die Strophen von „Es saß ein klein wild Vögelchen“ gesungen, der „geheimen Hymne“ der Siebenbürger Sachsen, wie er das bekannte Lied vorstellte. Von der bekannten Liedermacherin Grete Lienerth sang er „Der Owend kit arun“.
Und weil die Sachsen in der ganzen Welt vertreut sind, beendete Seiwerth seinen Liederabend mit „Hänschen klein …“ u.a. in sächsischer, rumänischer, ungarischer, türkischer, griechischer, italienischer, spanischer, russischer, Country und Blues-Interpretationsweise, um mit „Af deser Ierd“ nach Siebenbürgen zurückzukehren.