Hermannstadt – Die Aula des Theologischen Instituts in Hermannstadt war am ersten Aprildonnerstag Austragungsort des ersten der Hermannstädter Gespräche des Jahres 2024: Auch deshalb, weil die Lehrveranstaltungen des Studiengangs für Grund- und Vorschulpädagogik in deutscher Sprache hier abgehalten werden, fand das Gespräch diesmal in der Aula des Instituts statt. Anne Herrmann, ifa-Kulturmanagerin des Demokratischen Forums in Hermannstadt, führte in die Veranstaltung ein; Dr. Eveline Cioflec, Dozentin im deutschsprachigen Studiengang für Grund- und Vorschulpädagogik, moderierte die Veranstaltung.
Auf dem Podium diskutierten diesmal der Gastdozent im deutschsprachigen Studiengang für Grund- und Vorschulpädagogik an der Lucian-Blaga-Universität, Dr. Robert Pfützner, und Prof. Dr. Romiță Iucu, Experte für Bildungspolitik und Lehrerausbildung an der Universität Bukarest, sowie die beiden Studierenden des Studienganges für Grund- und Vorschulpädagogik Ioana Voicu und Primo Salvati. Beide Perspektiven – die der Lehrenden und der Lernenden – konnten auf diese Weise für das Publikum sichtbar gemacht werden. Auch Prof. Dr. Daniel Mara, Dekan der Sozial- und Geisteswissenschaften der Lucian-Blaga-Universität, der einen Beitrag zum rumänischen Bildungswesen im besprochenen Buch geleistet hat, befand sich im Publikum.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Vorstellung des Buches „Pädagogik – Eine Einführung für Studierende der Grund- und Vorschulpädagogik in deutscher Unterrichtssprache“, das im vergangenen Jahr im Honterus-Verlag erschienen und dessen Autor Dr. Robert Pfützner ist. Es führt in die Grundlagen der Pädagogik anhand der Begriffe „Entwicklung“, „Lernen“ und „Sozialisation“ ein und geht ebenso auf die Grundbegriffe „Bildung“ und „Erziehung“ ein. Auch Theorien der Schule wie die Jenaplan-Pädagogik, das Berliner Modell der offenen Ganztagsschule und die Demokratische Schule werden vorgestellt; ein Unterkapitel ist der Reformpädagogik in Rumänien gewidmet. Auch enthält das Buch ein Kapitel über die Zusammenwirkung von Pädagogik, Gesellschaft und Politik in Rumänien unter Einbeziehung der Deutschen Minderheit.
Der Autor des Buches, Dr. Robert Pfützner, ist seit 2019 Gastdozent an der Lucian-Blaga-Universität. Er habe relativ schnell gemerkt, dass es ein Problem mit Unterrichtsmaterial für allgemeine Pädagogik gebe: „Denn allgemeine Pädagogik heißt so, weil sie den Anspruch hat, allgemein zu sein, doch dennoch ist Pädagogik etwas, das immer auch kulturspezifisch ist. Auch wenn in allen Gesellschaften Kinder erzogen werden und lernen, passiert das immer auf andere Art und Weise.“ Er sei mit einem Koffer voller Fachbücher zum Thema aus Deutschland hier angekommen, die zum Teil auf Interesse bei den Studierenden gestoßen sei, sich aber zum Teil mit Themen beschäftigt hätten, die in Rumänien keine Rolle spielten. Das Spezifikum des Studiengangs habe für ihn weder die deutsche noch die rumänische Literatur abgebildet. Das Buch sei ein Versuch, die siebenbürgisch-sächsische Tradition mit der Bildungslandschaft in Rumänien mit Bezügen nach Deutschland zu verknüpfen. Es sei ihm sehr wichtig gewesen herauszuarbeiten, dass es sehr unterschiedliche Sichtweisen auf Pädagogik gebe, so Pfützner.
Zwei Veröffentlichungen Pfützners sind außerdem für die nahe Zukunft geplant: Gemeinsam mit Liane Regina Junesch wird in diesem Jahr ein Dossier zu „Deutsch als Minderheitensprache in Rumänien“ sowie mit Monica Cuciureanu ein Artikel zur Jenaplan-Pädagogik in Rumänien erscheinen.