Hurduzeu über den neuen PSD-Landeschef

Sorin Grindeanu und Silviu Hurduzeu waren Banknachbarn in der Schule in Karansebesch

Reschitza/Karansebesch – Nach dem Rücktritt von Ion Marcel Ciolacu als Regierungschef und Landeschef der mitgliederstärksten Partei Rumäniens, der pseudosozialdemokratischen PSD, wurde am Dienstag sein Erster Stellvertreter und Vertrauter, Sorin Grindeanu, ein Ex-Regierungschef und Noch-Verkehrs- und Transportminister, zu seinem provisorischen Nachfolger gewählt – bis die Delegierten der PSD auf einem Kongress über die Nachfolge entscheiden.

Grindeanu ist der Sohn einer im Südbanater Al- masch-Tal geborenen Lehrerin und eines aus dem nordwestoltenischen Baia de Aram˛ stammenden Mathemathiklehrers, der nahezu sein ganzes Berufsleben als autoritärer Schulleiter oder Schulinspektor verbrachte. Sorin Grindeanu war in seiner Geburtsstadt Karansebesch, wo seine Eltern heute noch leben, Schüler und Banknachbar des (nicht ohne Schubser von oben seitens Grindeanus ins Amt gelangten) amtierenden Kreisratspräsidenten von Karasch-Severin, Silviu Hurduzeu. Auch er ein Karansebescher.

Grindeanu galt als Favorit für die Ad-interim-Nachfolge von Ciolacu. Er übernimmt die Partei, die regelmäßig ihre Chefs nach Wahlniederlagen auffrisst, in einem ziemlich unglücklichen Augenblick: nach zwei peinlichen Wahlniederlagen im Präsidentschaftswahlkampf und nachdem die Partei auch bei den Parlamentswahlen 2024 für ihre Verhältnisse jämmerlich abgeschnitten hat. Hurduzeu nennt Grindeanu „meinen Kollegen, Freund und politischen Partner“.

Zur Dienstagsentscheidung seiner Parteispitze: „Es ist eine gute Nachricht sowohl für die Partei, aber vor allem fürs Banat ganz allgemein. Denken Sie nur an die Infrastrukturprojekte, die er hier gefördert und umgesetzt hat.“ „Gefördert“ kann man bestätigen – Autobahnbau, Schnellstraßen, Eisenbahnprojekte – „umgesetzt“? Das wird sich noch zeigen müssen, denn alles ist noch im Planungs-, Vorfinanzierungs- oder Baustadium.

Immerhin stehe er nun, vorläufig auf Zeit, „am Steuer der stärksten politischen Gruppierung Rumäniens. Wir haben jetzt die Pflicht, eine intensive Kommunikation mit den Rumänen zu starten, damit wir der Motor der nationalen Aussöhnung werden. Das weiß Sorin und wird sich entsprechend verhalten. Ich vertraue auf seine Fähigkeiten als Manager, aber auch auf seine Weisheit, zum richtigen Augenblick die sich aufdrängenden Entscheidungen zu treffen.“

Grindeanu selber nimmt als designierter Parteichef der PSD mit einem Team die Verhandlungen zur Bildung der neuen Regierung auf, die sich als Allianz der europafreundlichen Parteien unter dem Schirm des neuen Präsidenten Nicușor D. Dan präsentieren möchte: PNL, USR, Ungarnverband UDMR und vielleicht auch PSD – ohne die nichts gehen wird. Allerdings erklärte Grindeanu: „Ich möchte das Mandat, das mir meine Kollegen anvertraut haben, nicht übertreten. Die Mehrheits-Meinungsströmung in der Partei neigt dazu, in die konstruktive Opposition zu gehen. Mein Mandat lautet: sei offen für jederlei Lösung. Ich werde im Dauerkontakt zu meinen Kollegen stehen. Um sie auf dem Laufenden zu halten. Vorab muss klar sein: einer Mehrwertsteuererhöhung auf 25 Prozent wird die PSD nie zustimmen. Zu meinem Verhandlungsteam gehören Lia Olguța Vasilescu, die Bürgermeisterin von Craiova, Corneliu Ștefan, der Kreisratschef von Dâmbovița, George Soldan, der Kreisratschef von Suceava und der Präsident der Abgeordnetenkammer, Ciprian Șerban.“ Man merke: niemand von den „Parteibaronen“, keiner der abgebrühten Strippenzieher aus dem Umfeld von Ciolacu. Grindeanu sagte noch medienwirksam, sein Team wolle „mit Lösungen und Ratio“ in die Regierungsverhandlungen gehen.