Hermannstadt – Am vergangenen Donnerstag hatte Cornelia Hemmann, Regionalkoordination für Rumänien, Ungarn und Serbien am Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) zur Diskussionsrunde „Die deutsche Minderheit im Kontext der Zivilgesellschaft“ ins Hermannstädter Bischofspalais eingeladen. In seinem Grußwort betonte Hans E. Tischler den Beitrag, den die Siebenbürger Sachsen im wirtschaftlichen, kulturellen und gemeinschaftlichen Leben der Region hinterlassen haben und der bis heute nachwirkt. Dabei verwies der Konsul auf das Brukenthalgymnasium, als eine der führenden Bildungseinrichtungen, aber auch auf die deutschsprachigen Medien, die zur Meinungspluralität im Land beitragen.
An der Podiumsdiskussion nahmen Franziska Fiedler als Vorsitzerin des Europäischen Jugendbegegnungszentrums Kirchenburg Holzmengen e.V. (EJBZ), Ruth István von der Stiftung Kirchenburgen sowie Raul Rognean, der Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt, teil. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Karsten Michael Drohsel aus Berlin.
Im Gespräch erklärte Raul Rognean, dass sich das Forum in Zukunft noch weiter in die Mehrheitsgesellschaft öffnen müsse. Denn dieses stellt zwar die Mehrheit im Hermannstädter Stadtrat, doch die Minderheit selbst wird beständig kleiner. „Und wir dürfen auch keine Mitglieder aus der rumänischen Bevölkerung aufnehmen.“ Dass Sachsen nicht mehr allein die treibende Kraft hinter deutschsprachigen Vereinen sind, stellte Franziska Fiedler heraus. Denn der dreiköpfige Vorstand des EJBZ ist - unfreiwillig - paritätisch mit Sachsen, Deutschen und Rumänen besetzt. Ziel sei es, Menschen unabhängig ihrer ethnischen Zugehörigkeit für die Projekte des Vereins zu begeistern, so Fiedler.
In Bezug auf das freiwillige Engagement stellte Ruth István fest, dass Menschen häufig nicht das Engagement suchen, sondern der Ort oder das Projekt den Menschen an sich bindet. Und stellte dabei heraus, dass es gerade in Bezug auf das Engagement um die Kirchenburgen Leute von außerhalb sind, die sich ehrenamtlich einbringen und Projekte starten. Gleichwohl, das betonte István, dürfen auch die vielen stillen Helfer in den Dörfern nicht vergessen werden und verwies dabei in erster Linie auf die Burgwächter und Schlüsselinhaber.
Wenn Konsul Hans E. Tischler den in der Vergangenheit geleisteten Beitrag der Siebenbürger Sachsen zur Zivilgesellschaft hervorhebt, dann folgt daraus fast zwangsläufig die Frage: „Haben Angehörige ethnischer Minderheiten eine besondere Verantwortung sich in und für die (eigene) Gemeinschaft zu engagieren? Oder hat jeder Staatsbürger, als Teil der Zivilgesellschaft, eine Verantwortung für die Gesellschaft, wie eine Stimme aus dem Publikum betonte. Doch was bleibt in diesem Fall von „der deutschen Minderheit im Kontext der Zivilgesellschaft“ – außer ihr Verschwinden?