Bukarest (ADZ) – Mittels einer im Amtsblatt am Dienstag (14.1.2020) veröffentlichten Entscheidung des Regierungschefs Ludovic Orban (PNL) wurde mit sofortiger Wirkung der orthodoxe Theologe Radu Preda als Geschäftsführender Präsident des Instituts zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus und des Gedächtnisses des Rumänischen Exils (IICCMER) abgesetzt. Preda war ursprünglich von der Regierung Călin Popescu-Tăriceanu (damals PNL, heute ALDE) 2014 für ein fünfjähriges Mandat ernannt worden. Im März des vergangenen Jahres hat die Regierungschefin Viorica Vasilica Dăncilă (PSD) völlig überraschend sein Mandat um weitere fünf Jahre verlängert, obwohl schon gleich zu Beginn des Mandats von Radu Preda im Institut ernsthafte Führungsmängel und Spannungen zutage traten.
Bereits ein Jahr nach seiner Ernennung, 2015, ließen fünf der Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats – Adrian Cioroianu, die inzwischen verstorbene Zoe Petre, Dennis Deletant, Cristian Pârvulescu und William Totok – ihr Amt aus Protest wegen einer umstrittenen Erklärung von Preda ruhen, der im Rahmen einer Konferenz behauptete, das Verbotsgesetz der rumänischen profaschistischen Legionärsbewegung sei ein „pro-kommunistisches“ Gesetz. Die Behauptung hat Preda nicht zurückgenommen. Seither ist zwar ein neuer wissenschaftlicher Beirat bestimmt worden, doch ist dieser nie zusammengetreten – einer von vielen Vorwürfen, den das Kontrollcorps des Premierministers auflistet.
Radu Preda, der neben der Geschäftsführung des IICCMER auch an der Klausenburger „Babe{-Bólyai“-Universität unterrichtet und in Klausenburg eine orthodoxe Stiftung gegründet hat, ist seit 2019 auch noch Pfarrer einer rumänisch-orthodoxen Gemeinde in München (nachdem er wenige Monate vorher erst zum orthodoxen Pfarrvikar geweiht worden war). Preda wurde von den zurückgetretenen Historikern des bis 2015 wirkenden wissenschaftlichen Beirats vorgeworfen, dass er „die These“ vertrete, „dass das sogenannte `Anti-Legionärs-Gesetz` ein `pro-kommunistisches Gesetz`”sei. „Wir finden, dass eine solche Einschätzung das Gedächtnis all jener beleidigt, die Opfer des Terrors der Legionäre gewesen waren und/oder der kommunistischen Diktatur. Es ist allbekannt, dass viele der rumänischen Intellektuellen und Politiker sich dem Legionarismus widersetzt haben, ohne auch nur einen Augenblick lang Kommunisten geworden zu sein. Mehr noch: viele der Intellektuellen und Politiker, die sich in den 1930er Jahren dem Legionarismus widersetzt haben, wurden nach 1946 Opfer des kommunistischen Regimes. Ein Bürger eines demokratischen Rumäniens muss gleichermaßen die Extremismen von sich weisen, egal ob diese rechts oder links der Mitte des politischen Spektrums angesiedelt sind.“
Zur Person Radu Predas („ein katastrophales Mandat“) gibt es im Internet eine umfangreiche und akribische Recherche der Journalisten von „Să fie lumin²!”(= Es werde Licht!), auch über Fremdnutzung von Geldern des IICCMER (etwa zugunsten von Teilnehmern diverser orthodoxer Veranstaltungen, die nichts mit dem Interessenkreis des IICCMER zu tun haben), über Interessenskonflikte des Geschäftsführers (etwa sein Agieren für den Künstler Silviu Orăvitzan, seinen Trauzeugen), über sein laxes und richtungsloses Führungsgebaren und seine Arbeitsmoral (dass er wochenlang nicht beim Sitz des IICCMER gesehen wurde), auch über salopp geäußerte und umstrittene Äußerungen des hohen Staatsbeamten Radu Preda usw. Die Schlussfolgerung der Investigativjournalisten: „Nach einem Mandat von mehr als fünf Jahren hinterlässt Preda ein kopfloses Institut, das von inneren Problemen zerfressen wird und das im Selbstlauf funktioniert. Die klerikale Karriere des Theologen Preda war – so scheint es uns – ihm viel wichtiger als seine öffentliche Funktion beim IICCMER. Der Fall des geschäftsführenden Präsidenten des IICCMER, Radu Preda, ist ein Beispiel für „So nicht!”, das auch leicht in eine allgemeine Analyse der eher ungehörigen Beziehungen zwischen dem Staat und dem Mehrheitskult eingebettet werden kann.