„Il Risveglio“ / „Das Erwachen“

Wandteppich von Camilian Demetrescu im Kunstmuseum

Ein Wandteppich von Camilian Demetrescu kann seit Samstag im Temeswarer Kunstmuseum bewundert werden. Foto: Raluca Nelepcu

Temeswar – Anlässlich der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Die Lichter von Caravaggio. Der Anbruch der Moderne in der europäischen Malerei, Meisterwerke aus der Sammlung Roberto Longhi“ ist im Nationalen Kunstmuseum in Temeswar/Timișoara auch der Wandteppich „Il Risveglio/Das Erwachen“ enthüllt worden. Der Wandteppich, der im Foyer des Barocksaals zu sehen ist, wurde von Federico Mollicone, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur, Wissenschaft und Bildung der Abgeordnetenkammer des italienischen Parlaments, in Anwesenheit des Temescher Kreisratsvorsitzenden Alfred Simonis und des Museumsdirektors Filip Petcu der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Das Werk wurde dem Temeswarer Kunstmuseum zum Gedenken an die Opfer der rumänischen Revolution von 1989 als Leihgabe übergeben. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der 100. Geburtstag des Künstlers Camilian Demetrescu (1924 – 2012) begangen, ein Symbol für das rumänische Exil in Italien und ein Beispiel für Integrität und künstlerische Vision. Der Wandteppich „Il Risveglio/Das Erwachen“ wurde 2008 vom Künstler selbst in der Vatikanischen Audienzhalle hinterlassen, zusammen mit einer ganzen Sammlung von Wandteppichen. Später schenkte es die Familie Demetrescu dem rumänischen Kulturministerium. Im Juni dieses Jahres wurde der symbolträchtige Wandteppich im Brukenthal-Nationalmuseum in Hermannstadt/Sibiu in einer einzigartigen Ausstellung präsentiert.
Der am 18. November 1924 in Bușteni geborene Camilian Demetrescu gilt als führende Persönlichkeit der europäischen Kunst, ein tief in den christlich-orthodoxen Werten verwurzelter Mann und ein Verfechter der rumänischen Kultur im Exil. Nach der Flucht aus seinem Heimatland im Jahr 1969 vollzog sich in seinem Werk ein bedeutender künstlerischer Wandel: Er gab den sozialistischen Realismus zugunsten des Abstraktionismus auf und widmete sein Leben später der sakralen Symbolik. Die Restaurierung einer romanischen Kirche in der italienischen Gemeinde Gallese im Jahr 1977 veränderte sein Schicksal und sein Schaffen und markierte seine Rückkehr zu Spiritualität und Christentum. Inspiriert durch seine Begegnung mit Mircea Eliade und fasziniert vom Reichtum der mittelalterlichen christlichen Kunst, widmete Demetrescu sein Werk einer tiefen, universellen Botschaft von Heiligkeit und Hoffnung.

Camilian Demetrescu, vom Kunstkritiker Giulio Carlo Argan als „der fünfte große Name in der zeitgenössischen italienischen Kunst“ bezeichnet, ist ein Meilenstein in der italienischen und internationalen Kunst. Er organisierte Ausstellungen in den bedeutendsten italienischen und französischen Städten und seine Werke werden in zahlreichen Kirchen aufbewahrt.

Nach der Revolution von 1989 engagierte sich der Künstler aktiv für Rumänien, indem er das „Komitee Pro România“ gründete, humanitäre Transporte organisierte und die von Gala Galaction übersetzte Bibel herausgab. 2000 fand in Bukarest eine Retrospektivausstellung mit über 300 Werken statt, die sein künstlerisches und humanitäres Wirken offenbarte. Im Jahr 1990 wurde er mit dem Internationalen Silbernen Labyrinth-Preis ausgezeichnet, und im darauffolgenden Jahr ehrten ihn die Konrad-Adenauer-Stiftung und das italienische Parlament mit dem Internationalen La-Pléiade-Preis.