Kronstadt - Mit einer ergreifenden Abschlusszeremonie wurde Freitagvormittag das Workcamp der Jörg-Zürn-Gewerbeschule am deutschen Soldatenfriedhof unter der Zinne beendet. 18 deutsche und vier rumänische Schüler hatten zwischen dem 11. und dem 23. Juli am Friedhof Reinigungsarbeiten durchgeführt, die Namen auf den Grabkreuzen neu ausgemalt, die Friedhofsmauern von Graffiti gesäubert.
Die Aktion stand unter dem Motto „Arbeit für den Frieden“ und wurde in Zusammenarbeit mit dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ durchgeführt. An der Abschlusszeremonie beteiligten sich der Bürgermeister von Kronstadt/Braşov, George Scripcaru, der stellvertretende Militärattaché der deutschen Botschaft in Bukarest, Hauptfeldwebel Wenzel und eine Ehrengarde der Kronstädter Militärgarnison.
Bürgermeister Scripcaru dankte den deutschen Jugendlichen und ihren Betreuern für die geleistete Arbeit und hob hervor, dass die Stadt diese Arbeit fortsetzen werde. In der darauf folgenden Andacht, die der Kronstädter Altbezirkskurator Erwin Hellmann auf Deutsch mit rumänischer Zusammenfassung hielt, wurde darauf hingewiesen, dass die Gefallenen nicht vergessen werden, dass ihr Opfer auch heute daran mahnt, sich für den Frieden einzusetzen und niemals wieder Krieg und Zerstörung zuzulassen. Die Präsenz und der Einsatz der jungen deutschen Freiwilligen bewiesen dieses. Das gemeinsam in der jeweiligen Muttersprache gesprochene Vaterunser erklang abschließend auf dem Friedhof unter den Schatten spendenden Bäumen.
Die deutschen Jugendlichen äußerten sich vor den Teilnehmern in kurzen Sätzen zum Thema Gegenüberstellung Krieg – Frieden. Krieg sei eher weit weg, in den Nachrichten und betreffe andere. Wer davon genug habe, könne einfach den Fernseher abschalten. Aber: „Frieden beginnt immer ganz nahe.“ Solche Jugendbegegnungen und Workcamps in Osteuropa werden in Überlingen an der Jörg-Zürn-Gewerbeschule schon seit zwölf Jahren gepflegt, sagte der ADZ der Leiter der deutschen Gruppe, Lehrer Hubert Gobs. Die Jugendlichen lernen Leute und Länder kennen, machen sich Gedanken über Gewalt und Krieg, über das Schicksal der Gefallenen. Viele von ihnen waren ungefähr in demselben Alter mit ihnen, als sie im Namen falsch verstandener Ideale und sogar im Namen Gottes ihr Leben, fern der Heimat und ihrer Familien, verloren.
Die Zeremonie am Kronstädter Soldatenfriedhof, wo rund tausend Soldaten (Deutsche, Österreicher, Ungarn, Rumänen), hauptsächlich aus dem Ersten Weltkrieg, bestattet sind, endete mit einem Totengedenken, begleitet von den schlichten und leisen Klängen einer Trompete. Gedacht wurde aller Opfer von Krieg und Gewalt, all jener, die in Kriegen oder infolge des Krieges (Gefangene, Vertriebene, Widerstandskämpfer) sterben mussten; all jener, die wegen ihrer Rasse, ihrer Konfession oder ihren politischen Überzeugungen verfolgt, gefoltert, diskriminiert, hingerichtet wurden und leider auch noch werden oder jener, deren Leben als „unwürdig“ betrachtet wurde – einfach weil sie krank, also als „nicht normal“ eingestuft wurden.
Die Zeremonie endete mit der Niederlegung an einem Grabstein von Kränzen seitens des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge und seitens des Bürgermeisteramts Kronstadt.