Reschitza - Einerseits bewerben sich die Schulen Rumäniens um pompöse Titel, die sich beim genaueren Hinsehen bestenfalls teilweise rechtfertigen: „Europäische Schule“, „Grüne Schule“, „Digitalisierte Schule“. Andrerseits gibt es rumänienweit noch rund 2400 Schulen und Kindergärten mit Plumpsklos im hinteren Hofteil, sagt das Statistikamt. Hygiene lässt sich mit Plumpsklos schwer auf einen Nenner bringen, ebenso wie es schwierig ist, in einem Land zu Umweltbewusstsein zu erziehen, so lange die PET-Flasche und der Plastikbeutel noch wichtige Haushaltsartikel sind.
Und inhaltlich ist es immer noch so, dass bei der künftigen Generation kaum das Bezweifeln (René Descartes mit seinem „Dubito, ergo cogito. Cogito, ergo sum“ scheint noch nicht in den Schulen Rumäniens angekommen zu sein), Hinterfragen und Fragenstellen gefördert wird, die Grundbedingungen sind für eine demokratische und diskussionsfreudige, weil mündige Gesellschaft, die das Denken als Vergnügen (man denke an Brechts „Galileo Galilei“) und Notwendigkeit praktiziert. Als Erziehungsziel werden nur ausnahms-weise mündige und selbstbestimmende, weil das Denken und Nachdenken gewohnte Bürger anvisiert, sondern im besten Fall willige Jasager und Abnicker. Das Denken wird lieber anderen überlassen, Stucken und Auswendiglernen werden honoriert. So zumindest schaut die Gesellschaft aus, die vom Bildungswesen Rumäniens 30 Jahre nach der Wende (weiterhin) mitgeschaffen wurde.
Solche Überlegungen wurden auf einer improvisierten Pressekonferenz laut, die der Sprecher des Schulinspektorats Karasch-Severin, der Sportlehrer Ion Moat²r, zu Beginn der zweiten Hälfte des ersten Jahressemesters des Schuljahrs 2018-19 einberufen hatte. Vor allem die jüngeren Journalisten trieben den Sprecher in die Enge mit Fragen, die vor wohldokumentiertem Hintergrund gestellt wurden: wie viele Bauvorhaben im Schulbereich, die zu Beginn des Schuljahres fertig hätten sein müssen, sind noch Baustellen? Antwort: 19. Auf dem gesamten Gebiet des Banater Berglands. Wie viele Kindergärten und Schulen gibt es noch, die nicht ans Fließendwasser- und Kanalisationsnetz angeschlossen sind? Antwort, direkt an die aus dem Raum Orawitza kommende Fragestellerin: die Kindergärten in Berlişte und Milcoveni und die Allgemeinbildende Schule Nr. 3 Orawitza. Wie viele Kindergärten und Schulen des Banater Berglands sind insgesamt noch nicht ans Siedlungswassernetz angeschlossen? Rund 16 Prozent, war die Antwort.
Gegenwärtig gibt es im Banater Bergland – eine Gegend, die schon seit rund 50 Jahren unter spürbarem Bevölkerungsrückgang leidet – 430 staatliche Unterrichtseinheiten, von denen (und das widerspiegelt die Schülerzahl) 130 Rechtspersonen und 300 „Strukturen“ dieser Rechtspersonen sind. (Zur Erklärung: Das Reschitzaer „Diaconovici-Tietz“-Nationalkollegium beispielsweise ist Rechtsperson. Alle Schulen der Altstadt sowie die der südlichen und östlichen eingemeindeten Vororte von Reschitza sind „Strukturen“ dieser Schule, die über keine eigene Schulleitung, -verwaltung und -buchhaltung verfügen.) Im ländlichen Raum des Banater Berglands gibt es noch 288 Schulen (vor einem Jahrzehnt waren es noch nahezu 400), im städtischen Raum funktionieren noch 142 Schulen (es waren einmal 175).