Hermannstadt - Carl Engber gehört zu den wichtigsten Sammlerpersönlichkeiten im Siebenbürgen des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Grund eröffnete das Brukenthal-Museum anlässlich von Engbers 100. Geburtstag den Hermannstädter eine kleine, sehr interessante Ausstellung im Kupferstichkabinett.
Der 1912 geborene Engber bekam die Sammelleidenschaft quasi mit auf den Weg gegeben, berichtete Kuratorin Dr. Maria Ordeanu bei der Eröffnung der Ausstellung „Porträt eines Sammlers“ am vergangenen Donnerstag. Von seinem Großvater und seinem Vater erbte Engber eine umfangreiche Bibliothek, die er weiterführte, und um Bücher und Erscheinungen über Siebenbürgen ergänzte. Schon in jungen Jahren wurde der Sammler von den großen siebenbürgischen Persönlichkeiten Emil Sigerus (1854-1947) und Julius Bielz (1884-1958) angeleitet. Tatsächlich handele es sich auch bei Engber um eine bemerkenswerte Persönlichkeit der Siebenbürger Sachsen, betonte die Kuratorin, über die in der breiten Öffentlichkeit allerdings wenig bekannt ist.
Bei seinem Tode umfasste allein die Bibliothek rund 12.000 Werke vom 16. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Erscheinungen. Zur Sammlung gehören außerdem rund 3000 Stiche, Zeichnungen und Aquarelle, rund 400 Objekte der siebenbürgischen Hafnerkunst, 100 Gefäße aus Zinn, Glas und Blei sowie über 1000 Fotografien, informierte Ordeanu. Die gesamte Sammlung von Engber verteilt sich heute auf die beiden großen Hermannstädter Museumskomplexe mit ihren Teilmuseen.
Etwa 100 beispielhafte Exponate habe sie aus den Depots der verschiedenen Museen ausgewählt, erklärte Kuratorin Ordeanu. Besucher der Ausstellung finden eine Zusammenstellung ausgewählter Werke zahlreicher namhafter sächsischer Künstler: Arthur Coulin, Robert Wellmann, Fritz Schullerus, Johann Böbel oder Friedrich Miess. Nicht minder klangvoll die vertretenen Künstlerinnen: Trude Schullerus, Grete Csaki-Copony, Margarete Depner, Juliana Fabritius-Dancu oder Hildegard Schieb.
Die Werke dieser Künstler, aber auch anderer zeigen überwiegend historische Ansichten siebenbürgischer Städte, Dörfer, Kirchenburgen und Landschaften. Interessant und wertvoll beispielsweise sind die Veduten von Hermannstadt/Sibiu, Bistritz/Bistri]a oder Mediasch aus dem 17. Jahrhundert. Ausgewählt hat Ordeanu ferner zahlreiche Porträts siebenbürgisch-sächsischer Persönlichkeiten, beispielsweise des letzten Brukenthal-Nachkommens Hermann und zahlreicher Pfarrer.
Historische Ereignisse wie die Einnahme Hermannstadts durch ungarische Revolutionstruppen im Januar 1849 wird dokumentiert, oder wie Besuche Kaiser Franz Josephs. Eindrucksvoll sind die Zeugnisse der sich entwickelnden Fotografie. Arbeiten von Emil Fischer finden sich in der Ausstellung ebenso wie von anderen Fotografen. Was der Besucher nicht sieht, aber für die Bearbeitung der Sammlung umso wichtiger sei, ist die sorgfältige Dokumentation der Sammlung, die Engber begonnen hat und die heute im Rahmen der Möglichkeiten fortgeführt wird, berichtet Ordeanu.
Die Ausstellung kann bis zum 2. September besichtigt werden.