Hermannstadt – Für Archäologin Dr. Raluca Teodorescu war es die Premiere als kommissarische Brukenthalmuseums-Intendantin in der Abteilung für Zeitgenössische Kunst, für ihren kürzlich von Kulturministerin Natalia Intotero aus demselben Amt geschassten Vorgänger Dr. Alexandru Constantin Chituță das Wiedersehen mit einem in Budapest wegen seiner eindrücklichen Karriere sehr hoch geschätzten Grafiker, und für Antal Vásárhelyi persönlich auch der 75. Geburtstag: gefeiert hat er ihn Mittwoch, am 4. Juni, und eigens vom veranstaltenden Haus beschenkt wurde er mit einer Torte, die seinen bis Ende Juni hier exponierten Arbeiten in nichts nachstand: rechteckig und mit einem Zuckerguss überzogen, dessen Blautöne identisch mit der eindeutigen Lieblings-Farbe seiner Arbeiten sind. Zünftig gesungen wurde für Antal Vásárhely nicht, obwohl hinten in der Erdgeschoss-Halle ein paar wenige Männer ihren Ständchen-Versuch unbeirrt zu Ende brachten, worauf der Gast sich locker zu seinem Wunsch bekannte, „120 Jahre“ leben zu wollen. „Im Depot gibt es noch weitere 63 Arbeiten von mir. Ich hatte geglaubt, dieser Raum sei größer.“
Etwas mehr als ein Dutzend Stücke seines Schaffens habe Grafiker Antal Vásárhelyi dem Brukenthalmuseum überlassen, lobt Kurator Valentin Trifescu die viele Tausend Euro wertvolle Spende des Ausstellenden, der 1950 in Sathmar/Satu Mare geboren wurde und in Bukarest studiert hat. Leise Ähnlichkeit mit dem Stil von Maurits Cornelis Escher oder Victor Vasarely wäre dem grafischen Arbeiten von Antal Vásárhelyi anzusehen, führte Valentin Trifescu während der Vernissage an, doch würden all die „heiligen“ und „geheimen“ geometrischen Entwürfe „das Unsichtbare interpretieren“ und Gott „nicht als alten Mann mit Bart“, sondern „als Raum“ wiedergeben, den es mit „den Augen des Denkens“ zu erfassen gelte: von unten, von oben, von hinten, von vorne und sogar von innen heraus. „Das Auge Gottes, das alles sieht. Wahrscheinlich ist so eine Vielfalt der Perspektiven auch dem Paradies zu eigen.“ Über dem Eingang zur Platonischen Akademie habe einst der Spruch von Gründer Platon gehaftet, dass „niemand, der nicht geometrisch ist, eintreten sollte“. Antal Vásárhelyi praktiziert das kalkulierte Zeichnen artistisch und erlaubt sich das Spiel mit der Vieldeutigkeit von Blickwinkeln, nur nicht das Lösen des Brennpunkts aus der geometrischen Mitte: wer theozentrische Kunst sucht, wird bei ihm fündig. „Gefehlt hat ihm nur eine Sache, nämlich eine Ausstellung im Brukenthalmuseum“, womit Dr. Alexandru Constantin Chituță als Besucher von Antal Vásárhelyi in dessen Budapester Atelier darauf besteht, den von Paris bis Tokio erfahrenen und bestätigten Grafiker endlich auch nach Hermannstadt eingeladen zu haben. Neustadt/Baia Mare, Sathmar und Jassy heißen die nächsten Stationen.