In memoriam Tibor von Bottlik

Gedenkveranstaltung für einen der bedeutendsten Bokschaner Künstler

Bokschan – Im Fünfjahresrhythmus erinnert man sich in Bokschan an Tibor von Bottlik (eigentlich: Apáti Keri Bottlik Tibor Desiderius David), dem am 16. Oktober 1884 im Südbanater Weißkirchen (heute Bela Crkva, auch Biserica Albă, damals Fehértemplom) geborenen Maler, Bildhauer und Graphiker, der ab 1927 in Bokschan lebte (und ebenhier 1974 starb und auf dem Friedhof von Deutsch-Bokschan begraben wurde). Unter der technischen, didaktischen und medizinischen Intellektualität der Kleinstadt an der Bersau war Bottlik ein begehrter Porträtist. Bottlik lebte zeitlebens als freischaffender Künstler, nachdem er die Güter seiner Familie – er stammte aus einer Kleinadelsfamilie - im Südbanat verkauft und verlebt hatte. Bokschan ist heute noch voller (zunehmend konservierungsbedürftiger) Skulpturen des Künstlers, der zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien, München und Paris studiert hatte und von dem erzählt wird, dass er zur Entourage von Pablo Picasso gehört hat und „mit ihm Absinth getrunken hat“. Die Skulpturen auf dem Stadtgebiet von Bokschan waren Auftragsarbeiten der Stadt, von Mäzenen oder vom ehemaligen Großwerk für Metallbau.

Sowohl der öffentliche Raum der Stadt, das Gelände des seit Jahrzehnten stillgelegten Metallbauwerks CMB und der deutsche (römisch-katholische) Friedhof von Montan-Bokschan beherbergen eine Fülle von Bildhauerarbeiten Bottliks (nicht alle von ihm auch gezeichnet), der sich auch als Lehrmeister des für seine Edelstahlskulpturen und kinetischen Brunnen aus Edelstahl bekannten, aus Bokschan stammenden Herder-Preisträgers Constantin Lucaci (7.7.1923 – 20.7.2014) bleibende Verdienste erworben hat. Bottlik zeigte sich – so die einhellig klingenden Berichte derjenigen, die ihn persönlich gekannt und unterstützt haben -  kaum an seinem künstlerischen Nachleben interessiert, so dass von seinen Ölgemälden und Graphiken nur wenig, als Streubesitz und lückenhaft, bekannt ist. Bislang hat sich niemand gefunden, der den Versuch unternommen hätte, den künstlerischen Nachlass Bottliks in einer Ausstellung zusammenzuführen.

Zu Lebzeiten beteiligte sich Bottlik zwar an den damals regelmäßig organisierten Ausstellungen einer regen Bokschaner Künstlergemeinschaft, eine Eigenausstellung aber ist von ihm nicht bekannt - ist in Bokschan zu erfahren. Sein bekanntestes Werk dürfte deshalb, bis auf Weiteres, das Kriegerdenkmal vor dem Rathaus von Bokschan sein (auffallend, dass der Soldat seine Handgranate gegen Osten zu werfen sich anschickt...).

Lobenswert immerhin, dass man sich in Bokschan dank des Bemühens einiger Leiter von Kultureinrichtungen (in diesem Fall: der umtriebigen Bibliothekarin der Bokschaner städtischen Bibliothek, Gabriela Șerban) von Zeit zu Zeit an seinen Künstler und ehemaligen Mitbürger Tibor von Bottlik erinnert. Wie jetzt, wo im Rahmen der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland”, Ausgabe 29 (auch vor fünf Jahren lieferte die „Kulturdekade” den Anlass zur Erinnerung an Bottliks 130. Geburtstag und 40. Todestag), in der städtischen Bibliothek „Tata Oancea” von Bokschan am Freitag um 11 Uhr eine Erinnerungsveranstaltung anberaumt ist, anlässlich von 135 Jahren seit Geburt und 45 Jahren seit dem Tod des Künstlers.

Es sprechen Erwin Josef Ţigla, Gheorghe Jurma und Gabriela Șerban. Vorgestellt werden Bücher über Bottlik (geschrieben von Tiberia Gallas, dem Bokschaner Lokalhistoriker Carol Brindza und Constantin Gruescu, dem Mineraliensammler aus Eisenstein, von dem Bottlik ein beeindruckendes Porträt in Öl gemalt hat, das in Eisenstein zu sehen ist), es wird ein Dokumentarfilm über Bottlik und seine Werke präsentiert und man verneigt sich vor seinem Grab auf dem Deutsch-Bokschaner Friedhof, wo Bottlik sich selber ein Grabmal aufgestellt hat.