In Stahlplatte gestanztes Bossert-Gedicht

Eine besondere Ehrung für den Ausnahmelyriker und ehemaligen „Diaconovici-Tietz“-Schüler

Mugur Grosu und Lumi Mihai (links im Bild), die das Konzept der Reschitzaer stählernen Gedenktafeln mit Gedichten ausarbeiteten und auch den Abend mit Banater Lyrik gestalteten, sowie der Kulturberater des Reschitzaer Bürgermeisters, Dorinel Hotnogu (rechts)

Ein Gedicht von Rolf Bossert auf stählerner Gedenkplatte an seiner ehemaligen Schule. Fotos: Werner Kremm

Reschitza - Der Verein „Memoria Culturii“ (Gedächtnis der Kultur) veranstaltete zur Zelebrierung des Jahrestags des Ausbruchs der Revolution in Temeswar unter dem Titel „REVerse Poetry“ zum ersten Mal ein Fest der Banater Literatur, das nicht bloß in Temeswar, sondern auch in Reschitza, auf der Banater Semmeringbahn und in Orawitza sowie natürlich auch in Temeswar ausgetragen wurde.

In Reschitza wurde die Veranstaltungsreihe an den 71. Geburtstag von Rolf Günther Bossert (16. Dezember 1952, Reschitza) gekoppelt. Bevor die bildenden Künstler und Rezitatoren Lumi Mihai & Mugur Grosu (beide Bukarest, als Künstlerduo nennen sie sich „unu unu unu invers unu“) im „Salon für Industrie & Kunst“ des Reschitzaer Stahlwerks ihre Montage aus Gedichten Banater Lyriker vortrugen, wurde am Vorbau des Schülereingangs des „Diaconovici-Tietz“-Kollegs eine stählerne Gedenkplatte für den 1986 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Ausnahmelyriker Bossert enthüllt, der Schüler dieses heutigen Kollegs war (damals „Lyzeum Nr.1 Reschitza“).

Die Gedenkplatte aus Stahl mit einem zweisprachigen Bossert-Gedicht als herausgestanzter Text (eine Art Durchbrucharbeit in Metall), der abends mittels Led-Beleuchtung aufgrund Ökostroms von hinten angeleuchtet wird, ist Teil eines langfristigen Projekts des Reschitzaer Rathauses, diesmal durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen. Es handelt sich um Bosserts „Der erste Schultag“, in der Originalversion und in der Übersetzung von Nora Iuga.

Das Reschitzaer Rathaus hat bereits vor etwas mehr als einem Jahr eine ähnliche Gedenkplatte, aus demselben Material und ebenfalls als Durchbruchtext, neben dem Gewerkschaftskulturhaus angebracht. Sie ist dem 50-jährig unter bis heute nicht zur Gänze geklärten Umständen verstorbenen Lyriker Ion Chichere gewidmet. Im „etwa Jahresrhythmus“ (so der Kulturberater des Reschitzaer Bürgermeisters Ioan Popa, Dorinel Hotnogu, der selber ein Kunstsammler ist) sollen weitere ähnliche „Gedenksignale“ an herausragende Persönlichkeiten aus Reschitza auf den Gebiet der Stadt angebracht werden, um so „Erinnerungs- und Gedenkzeichen“ zu setzen.

Die Banater Lyrik, die von Lumi Mihai und Mugur Grosu anschließend im ungewöhnlichen Rahmen des vor nicht allzu langer Zeit eröffneten „Salons für Industrie & Kunst“ (vor-mals die Technische Bibliothek des Eisenhüttenkombinats Reschitza) in acht „Bildern“ deklamatorisch dargeboten wurde, war ungewöhnlich, aber eine durchaus mögliche Form, diese Lyrik besser bekannt zu machen. Eines der „lyrischen Bilder“ entstand durch eine Collage aus Gedichten und Gedichtmontagen der „Aktionsgruppe Banat“, die ins Rumänische übersetzt sind, aber es gab auch „Bilder“ aus der Banater ungarischen, serbischen, deutschen und rumänischen Lyrik, aus Banater romantischen Gedichten oder etwa aus „Banater Frauenlyrik“.

Diese Collage boten Lumi Mihai und Mugur Grosu einen Tag später in einem Waggon der regulär aus Anina nach Orawitza verkehrenden „Banater Semmeringbahn“, während das „REVerse Poetry“-Festival am Sonntag in Temeswar fortgesetzt wurde mit einer Dichterlesung, an der Florin Partene, Mihail Vakulovski, Savu Popa, Nicolae Coande, Romeo Aurelian Ilie, Gabriela Feceoru, Ana Paraschivescu, Adrian Bodnaru, Mugur Grosu & Lumi Mihai, Livia Ștefan, Traian Pop Traian (angereist aus Deutschland), Gabor Gyukics (zu Gast aus Ungarn), Goran Mraki, Marija Vasic Kanacki (aus Serbien) und Cristian Vicol teilnahmen.

Nicht zuletzt stellte Cristian Vicol seine im Temeswarer Brumar-Verlag erschienene Anthologie „Underground 2: Ora{ul care nu se vede” (…Die Stadt, die man nicht sieht“) vor. Der Band enthält Texte von Autoren, die lang- oder kurzfristig in Temeswar gelebt haben oder leben und thematisiert die nicht für jeden sichtbare Seite dieser Stadt, Peripherien und eben „Untergrund“. In der Anthologie publizieren: Katharina Sigrid Eismann, Șerban Foarță, Galasiu Liviu, Lucian Ionica, Doru Iosif, Adrian Marcu, Viorel Marineasa, Oana Minoiu, Andrei Mocuța, Corina Ozon, Dănuț V. Popescu, Eliana Popeți, Alexandru Potcoavă, Alina Radu, Beatris Serediuc, Teodora Talhoș, Alexandra }unea, Bogdan Varvari, Daniel Vighi.