Industrielles Erbe im Niedergang

Volker Wollmann stellte zweiten Band der Reihe „Vorindustrielles und industrielles Erbe in Rumänien“ vor

Hermannstadt - Rumänien ist reich an einzigartigen Denkmälern aus der Zeit der Industrialisierung – das beweist ein Blick in den kürzlich in Heltau/Cisnădioara vorgestellten zweiten Band der Reihe „Vorindustrielles und industrielles Erbe in Rumänien“. Das von Dr. Volker Wollmann herausgebene Buch widmet sich wie der 2011 erschienene Vorgängerband der „Inventarisierung“ und Dokumentation dieses Erbes, der Nachzeichnung der Entwicklung von der vorindustriellen Produktion in verschiedenen Wirtschaftsbereichen bis zur Entstehung von Fabriken und der Einführung moderner Transportmittel.

Der Historiker Wollmann beginnt sein in rumänischer Sprache erschienenes Buch mit einer ernüchternden Bilanz. In dem Jahr zwischen dem Erscheinen beider Bände ist der „ultimative Appell“ an die zuständigen Behörden für die Bewahrung und Restaurierung industrieller Denkmäler wirkungslos verhallt, so das Fazit des Autors. Landesweit verfallen weiterhin historisch bedeutsame Gebäude, werden Industriedenkmäler   Immobilienprojekten geopfert oder fallen dem kurzsichtigen Verwertungsdrang zum Opfer.

Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Wollmann, früher Forscher am Geschichte-Institut in Klausenburg/Cluj-Napoca, unter anderem mit der Forschung zu technischen Denkmälern im Banat und Siebenbürgen. Der ehemalige Leiter des Siebenbürgischen Museum Gundelsheim reiste in den vergangenen zwei Jahren mehrfach durch Rumänien und dokumentierte vor Ort mit Archivrecherchen und Fotographien Geschichte und Gegenwart der industriellen Entwicklung.

Im Zuge der Schließung zahlreicher Unternehmen nach der Wende, verschwanden in vielen Fällen auch die zugehörigen Archive, beklagt Wollmann in seiner Einführung. Damit seien für immer dokumentarische Materialien von größter Wichtigkeit für die Rekonstruktion der Unternehmensgeschichten verloren gegangen. Trotz dieser Widrigkeiten ist es dem Autor dank akribischer Recherche abermals gelungen, ein sehr detailreiches Bild der rumänischen Industriegeschichte im Banat, in Siebenbürgen, der Maramuresch und im Altreich zu zeichnen.

Im zweiten Band der Industriegeschichte Rumäniens beschäftigt sich Wollmann mit der Holzgewinnung, -transport und -verarbeitung sowie der Papierherstellung. Weiters widmet er sich ausführlich dem Bereich Baustoffgewinnung mit der Darstellung von Steinbrüchen, Zementfabriken sowie Backstein- und Ziegelwerken und Töpferwerkstätten. Ebenso detailliert sind die Kapital zur Glasherstellung, der Textilindustrie und Lederverarbeitung. Angereichert sind die einzelnen Kapital mit zahlreichen Schwarz-Weiß- und Farbfotos sowie Reproduktionen von historischen Malereien und Zeichnungen und Bauplänen. 

Durch das Buch hinweg finden sich immer wieder Spuren der industriellen Tätigkeit der deutschen Minderheit in allen Teilen Rumäniens. Ihr gebautes Erbe prägte und prägt zum Teil bis heute die Städte, was der Leser am Vergleich alter und aktueller Fotos nachvollziehen kann.

Das 390 Seiten umfassende Buch setzt die sorgfältige und umfassende Dokumentation der rumänischen Industriegeschichte fort. Der Band verfügt über ein umfangreiches Quellenverzeichnis, das Ortsnamenverzeichnis erleichtert dem Leser die Nutzung des Buches. Derzeit arbeit Wollmann am dritten Band der Reihe.

Erschienen ist das Buch (978-9731725796) 2011 im Hermannstädter Honterus-Verlag. Der Druck wurde mit finanzieller Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen ermöglicht.