Jüdisches Kultur- und Bauerbe

Förderung über Donau-Programm der Europäischen Union

Temeswar (ADZ) – Das Temeswarer Bürgermeisteramt beteiligt sich an einem grenzüberschreitenden Projekt zur Förderung des jüdischen Kultur- und Bauerbes im Donauraum, das über das Transnationale Donau-Programm der Europäischen Union finanziert wird. Die Stadt Temeswar will vor allem das Bauerbe der jüdischen Gemeinschaft, nämlich die zwischen 1864 und 1910 erbauten drei Temeswarer Synagogen sowie den jüdischen Friedhof an der Lippaer Straße/Calea Sever Bocu, bei ausländischen Touristen bewerben. Hierzu soll in zwei Wochen ein internationales Seminar in Temeswar stattfinden, an dem sich Projektpartner aus Rumänien, Kroatien, Ungarn, Deutschland, Serbien sowie Bosnien-Herzegowina beteiligen werden. Wie die Vorsitzende der Temeswarer jüdischen Gemeinschaft, Luciana Friedmann, der Nachrichtenagentur Agerpres gegenüber sagte, soll das historische Erbe der Temeswarer Juden in das touristische Angebot miteinbezogen werden, Touristen sollen sowohl die Synagogen, als auch den Friedhof besuchen können.

Vier Synagogen gab es in Alt-Temeswar, darunter zwei in der Fabrikstadt, eine in der Innenstadt und eine in der Josefstadt. Die eindrucksvollste ist die große Fabrikstädter Synagoge, im maurischen Stil gehalten, die 1899 errichtet wurde, sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand befindet und seit Jahrzehnten geschlossen ist. Dringende Reparaturen am Dach wurden vor wenigen Jahren vorgenommen, doch der Verfall des Gebäudes konnte nicht aufgehalten werden. Die nach Plänen des Wiener Architekten Ignaz Schumann 1864-65 erbaute Innenstädter Synagoge wird zur Zeit mit jüdischem Geld aus dem Ausland saniert, die Stadt Temeswar, die sich verpflichtet hatte, den Bau zu sanieren und zu einem Konzertsaal umzubauen, konnte ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Die kleine Josefstädter Synagoge, die 1910 errichtet wurde, ist die einzige, die noch benutzt wird, doch der Sturm, der im September 2017 über Temeswar hinweggefegt ist, hatte einen Teil des Daches zerstört. Die stark geschrumpfte jüdische Gemeinde nahm inzwischen Reparaturen vor. Das älteste jüdische Gebetshaus, eine kleine Synagoge in der Fa-brikstadt, wurde vor mehreren Jahren zu einem privat betriebenen Leichenschauhaus umfunktioniert. Hinzu kommt der große Friedhof an der Lippaer Straße, wo etwa 16.000 Personen ruhen, das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1693, als die Stadt noch unter türkischer Herrschaft war.