Temeswar – Das Banater Museum Temeswar geht mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe eine Kooperation ein und bringt 2023 einen Teil der Jubiläumsausstellung „Kaiser und Sultan. Nachbarn in Europas Mitte 1600–1700“ unter dem Titel „Jahrzehnte des Kriegs und wandelnder Grenzen der Hohen Pforte 1683-1716“ in die Stadt an der Bega. Von Mai bis August 2023 wird in der europäischen Kulturhauptstadt die Ausstellung in besonderer Weise die türkische Belagerung der Stadt beleuchten. Das entsprechende Protokoll zur Zusammenarbeit unterschrieben am Donnerstag Claudiu Ilaș, der Leiter des Banater Museums und Prof. Dr. Eckart Köhne, wissenschaftlicher Direktor des Badischen Landesmuseums. Entstehen soll eine gemeinsame Ausstellung aus dem Fundus des Temeswarer Geschichtsmuseums und der Karlsruher Ausstellung, die zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Badischen Landesmuseums im Jahr 2019 entstanden ist. Zumal es in Temeswar keine baulichen Anhaltspunkte zur osmanischen Zeit mehr gibt und der Umfang von archäologischen Fund-stücken aus der Zeit eher bescheiden und besonders jüngeren Forschungen und Ausgrabungen zu verdanken ist, soll mithilfe der Dokumentation und der Karlsruher Sammlung die Türkenzeit in Temeswar besser beleuchtet werden. Somit sollen Teile der Sammlung „Türkenbeute“ mit der logistischen Unterstützung des Badischen Landesmuseums nach Temeswar gebracht werden.
Der Temeswarer Museumsleiter, Claudiu Ilaș, weist darauf hin, dass die Verbindungen zwischen dem Banat und dem Land Baden-Württemberg sich nicht allein auf die Städtepartnerschaft Temeswars zu Karlsruhe beschränken, sondern, dass das Land durch zahlreiche kulturelle und soziale Förderprogramme und Stiftungen zur Reintegration des Banats in ein westliches Europa beigetragen habe.
Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums des Badischen Landesmuseums widmete sich die Große Landesausstellung „Kaiser und Sultan – Nachbarn in Europas Mitte 1600–1700“ der „Karlsruher Türkenbeute“. Ostmittel- und Südosteuropa waren im 17. Jahrhundert nicht nur Kriegsschauplatz, sondern auf europäischem Boden eine weitere Brücke für kulturellen Austausch und zivilisatorische Neuerungen. Entsprechend ging die Bezeichnung „Poarta Orientală“ für eine Passhöhe in den südlichen Karpaten in die Geschichte ein. Habsburger und Osmanen waren Nachbarn in der Mitte Europas! Nicht selten verbündeten sich vermeintliche Feinde aus machtpolitischem Kalkül miteinander. Fernab eines reinen Konfrontationsgedankens verdeutlichte die Sonderausstellung die globale Dimension des 17. Jahrhunderts und betonte anhand politischer, wirtschaftlicher und religiöser Flucht- und Migrationsbewegungen den Mehrwert plurikultureller Gesellschaften für ein Europa der Vielfalt – damals wie heute. Mit rund 320 hochkarätigen Exponaten von internationalen Leihgebern beleuchtete die Ausstellung bisher vernachlässigte Facetten einer ereignisreichen Epoche. Dank zahlreicher Objekte aus der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vereinte „Kaiser und Sultan“ dabei erstmals die beiden größten osmanischen Museumsbestände Deutschlands. Die Ausstellung präsentierte den Besucherinnen und Besuchern seltene Highlights, darunter eine barocke Tischprunkuhr von David Buschmann oder ein mit 600 Edelsteinen besetzter Bocksattel. Ein zehnköpfiger, international besetzter Beirat mit renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Kroatien, Österreich, Polen und Ungarn begleitete fachlich die Große Landesausstellung, die den Ansatz zur transkulturellen Geschichte erstmals auf die Zeit der sog. Türkenkriege lenkte und um neue Forschungsergebnisse im Raum Südost- und Ostmitteleuropas bereicherte.
Wer die Ausstellungseröffnung im Banat nicht abwarten möchte, um sich einen Eindruck von dieser einmaligen Sammlung zu machen, kann eine virtuelle Führung auf der Webseite des Landesmuseums mit Kuratorin Dr. Schoole Mostafawy mitmachen, unter landesmuseum.de/videoguide-kaiser-und-sultan.