Kirchweihfest wie früher in Großjetscha

250 Jahre seit der Ansiedlung der Deutschen begangen

In Großjetscha feierte man vor Kurzem das banatschwäbische Kirchweihfest. Trachtenpaare aus Rumänien und Deutschland machten mit.
Foto: Walther Konschitzky

Temeswar - Ein Kirchweihfest in der alten Heimat, genau so wie früher. Das wollten die Nachfolger der Familien, die vor 250 Jahren aus Deutschland ins Banat übersiedelten, noch einmal erleben. Seit rund 25 Jahren leben die meisten von ihnen nicht mehr hier, denn sie sind inzwischen nach Deutschland ausgewandert. Doch der Ort, der für ihre Ahnen mehr als 200 Jahre lang ein Zuhause bedeutete, zieht sie immer wieder zurück. So war es in diesem Jahr am 10. Juni in Großjetscha.

Großjetscha liegt in der Banater Heide, zirka 20 Kilometer westlich von Temeswar. Das Dorfbild wird von der katholischen Ortskirche geprägt, die, ähnlich wie die Kirche in Lenauheim, von der Kaiserin Maria Theresia selbst gestiftet wurde. Im Ortszentrum ist viel los: Mehr als hundert Landsleute sind aus Deutschland zum Jubiläumsfest ihrer Geburtsgemeinde zurückgekehrt. Die Trachten werden hergerichtet, die Hüte geputzt und die Kapelle spielt schon auf. Der Kirchweihvater startet den Umzug. Zu den Klängen der Rekascher Blaskapelle wird mit dem geschmückten Kirchweihstrauß durch das Dorf marschiert. Den Jetschaer Trachten, die von der Tanzgruppe aus Singen getragen werden, folgen Banater Trachtenpaare aus Warjasch und Billed. Halt wird, stellvertretend für alle Landsleute, bei Dominik Martini gemacht. Er hat sein Elternhaus zurückgekauft und ist nun sowohl in Deutschland, als auch im Banat zu Hause. Der Trachtenumzug wird bis zur katholischen Kirche fortgesetzt. Einen Festgottesdienst zelebriert der Generalvikar der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Johann Dirschl, der eine Predigt zum Thema „Heimat” hält, zusammen mit dem emeritierten Pfarrer Georg Katic. Nach dem Gottesdienst segnet der Generalvikar den Kirchweihstrauß.

Danach wird am Kreuz vor der Kirche eine Tafel enthüllt und gesegnet. Darauf steht: „Im Gedenken an die Gründung unserer Heimatgemeinde Groß-Jetscha vor 250 Jahren durch Deutsche. Unsere Ahnen wurden Opfer von Not, Unterdrückung, Deportation und Vertreibung und dennoch sind sie immer Banater Schwaben geblieben. Deshalb ehren wir sie.” Im Anschluss daran wird das Kirchweihfest nach dem traditionellen Ablauf gefeiert. Den Kirchweihstrauß ersteigert Dominik Martini. „Der Kirchweihstrauß soll im Dorf bleiben“, sagt er. Das Gewinnerpaar tanzt den Ehrentanz. „Ich freue mich sehr, dass das Fest zustande gekommen ist. Dass es ein gutes Fest ist, das sieht man ja“, sagt der Vorsitzende der HOG Großjetscha, Norbert Neidenbach. Auf der Bühne vor der Kirche bieten rumänische Trachtenträger ein Folkloreprogramm. Die Tanzgruppe aus Singen trägt anschließend zwei Gemeinschaftstänze mit den beiden Banater Gruppen aus Warjasch und Billed vor. Die Choreografie erarbeitete Hansi Müller - die Jugendlichen aus Deutschland und Rumänien übten die Tänze innerhalb von gemeinsamen Workshops. Zum Schluss sind sich die jetzigen und ehemaligen Bewohner von Großjetscha einig: Es ist ein sehr gelungenes Fest für die Banater aus Rumänien und Deutschland.