Karansebesch - Die 100-Jahr-Feier der Gründung Großrumäniens, die medial und zunehmend auch mittels diverser Veranstaltungen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewinnt, fordert auch „Opfer”. Ein solches ist Constantin Burdea, ehemaliger Bürgermeister von Karansebesch, der 1918 gegen die Vereinigung Siebenbürgens und des Banats mit den Donaufürstentümern war. Burdea, dessen Porträt 2006 von der Enkelin des ehemaligen Kommunalpolitikers dem Rathaus geschenkt, von diesem restauriert und in seinem Festsaal ausgestellt wurde, ist entfernt und in einem der kleinen Nebenräume des Bürgermeisterbüros abgestellt worden. Der Grund: Ein Lokalhistoriker steckte Bürgermeister Felix Borcean, man könne im Festjahr der hundert Jahre seit Gründung des modernen Rumäniens doch nicht das lebensgroße Gemälde einer Person ausstellen, die gegen diese Vereinigung war.
Gefragt, wie es zur Entfernung des Porträts gekommen ist, antwortete Bürgermeister Borcean über die Schulter: „Das war nicht ich, das war Coajă!“ „Coajă” wird unter Freunden der Direktor des Karansebescher Kulturhauses „George Suru“ genannt, Ioan Cojocariu, bis vor Kurzem Fraktionsführer der PNL im Kreisrat. Dieser wehrt sich gegen die Behauptung des Bürgermeisters: „Ich habe kein Gemälde entfernt. Das Gemälde befindet sich im Kabinett des Bürgermeisters. Der Abgebildete war Bürgermeister, jetzt ist sein Porträt an seinem ehemaligen Arbeitsplatz. Es kommt nicht gut an, dass bei der 100-Jahr-Feier der Großen Vereinigung im Festsaal das Porträt von Burdea ausgestellt ist, ein Magyare, der gegen die Vereinigung war. Herr Brătescu erklärt in seinem nächsten Buch die gesamten Zusammenhänge.“ Constantin Brătescu ist der ehemalige Direktor der Nationalarchive in Karansebesch, heute Rentner, der sich mit der Lokalgeschichte von Karansebesch befasst. Brătescu habe vor drei Monaten dem Bürgermeister „offenbart“, welche Rolle Constantin Burdea 1918 während der Vereinigungsbewegung Siebenbürgens mit den Donaufürstentümern gespielt hatte.
Mit der Tatsache konfrontiert, hatte eine Reihe von Intellektuellen aus Karansebesch auf Bürgermeister Felix Borcean einzuwirken begonnen, den Beschluss der Entfernung des Gemäldes zurückzunehmen. Es hieß: „Wer sind wir schon, dass wir über die Taten eines Menschen urteilen, der so viel für eine Stadt wie Karansebesch getan hat!? Warum sind denn wir heute nicht im Stande, ein neues öffentliches Gebäude zu bauen, irgendetwas Dauerhaftes zu schaffen? Warum sind wir nicht im Stande zu bewahren, was andere geschaffen haben? Stellt denn Burdea nicht die Geschichte dieser Stadt dar? Karansebesch war doch 1903, als dieses Rathaus errichtet wurde – eine verkleinerte Replik des Rathauses von Wien – Teil von Österreich-Ungarn. In nur einem Jahr wurde dieses Rathaus gebaut! Neben vielen emblematischen Denkmälern der Stadt, die aus derselben Zeit stammen. Warum wollen wir unbedingt der wahren Geschichte den Rücken kehren? Verdienen diejenigen, die etwas Bleibendes in Karansebesch hingestellt haben, nicht den Respekt ihrer Nachkommen?“
Constantin Burdea verfügte 1902 als Bürgermeister den Bau des Rathauses Karansebesch – eines der schönsten des Banater Berglands –, nach nur einem Jahr war die verkleinerte Replik des Wiener Rathauses bezugsfertig. Finanziert wurde der Bau aus dem damaligen k.u.k.-Staatsbudget. Burdea legte den Grundstein zur Stiftung des k.u.k.-Generals Traian Doda, das heutige Nationalkolleg „Traian Doda“, den Grundstein des ersten Krankenhauses von Karansebesch, er fand Mittel zur Eindeichung der Temesch und der Sebeș auf dem Stadtgebiet („Dâlma“, im Ortsgebrauch), er sorgte für die Fertigstellung der Bahnlinie Ferdinandsberg – Subcetate, jener Zahnradbahn, die die Direktverbindung zwischen dem Banat und Siebenbürgen sicherte und die zu Beginn der 1980er Jahre aus bis heute ungeklärten Gründen beseitigt wurde, er war Präsident der Vermögensgemeinschaft Karansebesch und Abgeordneter im ungarischen Parlament in Budapest, in das er mit über 100.000 Stimmen gewählt wurde (aus dem gesamten Banater Bergland). Er war also ein durchaus aktiver, sehr erfolgreicher und überaus populärer Bürgermeister, der allerdings strikt gegen eine Vereinigung mit den Donaufürstentümern war.
Begraben ist er auf dem orthodoxen Friedhof Sf. Gheorghe, in der Familiengruft. Er sympathisierte mit den Ungarn aus der östlichen Reichshälfte, ein Ungar aber, wie heute behauptet, war er nicht.