Kreis Hermannstadt wechselt die Seiten... aber nicht ganz

Hermannstadt – Traditionell war der Kreis Hermannstadt nach der Wende eine der liberalen Hochburgen in Rumänien. Aus dieser Perspektiven waren die Wahlergebnisse beim ersten Urnengang für das Präsidialamt vom 4. Mai 2025, als der national-souveränistische George Simion sich die Mehrheit der Stimmen im Kreis sichern konnte, eine Überraschung. Eine Erklärung dafür ist wahrscheinlich in der niedrigen Wahlbeteiligung von nur 47,87 Prozent zu finden. Zwar wählten die Kreishauptstadt und reichere Wohnorte für den unabhängigen Nicușor Dan, doch in der Gesamtwertung gehörte der Kreis in das Lager der Kreise die für Simion gestimmt hatten.

Im zweiten Wahldurchgang ging jedoch die Mehrheit der Stimmen in Richtung Nicușor Dan. Die Wahlbeteiligung blieb niedrig, mit 57,32 Prozent entscheidend unter dem nationalen Durchschnitt. Das unterschiedliche Wahlergebnis ist der Stimmabgabe im urbanen Bereich zuzuschreiben: Hermannstadt/Sibiu 70,52 Prozent, Heltau/Cisnădie 64,01 Prozent, Mediasch/Mediaș 58,81 Prozent für Nicușor Dan. Dazu kommen noch ein paar wenige stadtnahe Ortschaften, mit einem eher überdurchschnittlichen Einkommen, die auch mehrheitlich für den unabhängigen Kandidaten gestimmt haben: Schellenberg/Șelimbăr 68,13 Prozent, Großscheuern/Șura Mare 53,08 Prozent, Kleinscheuern/Șura Mică 54,26 Prozent u.a.

Das ländliche Gebiet des Kreises hat jedoch weiterhin für den euroskeptischen Simion gestimmt. Ranglistenführer: Jina 85,74 Prozent, Pretai/Brateiu 79,26 Prozent und Jakobsdorf/Iacobeni 78,75 Prozent.

In der Gesamtwertung wurden trotzdem die meisten Stimmen für den Bukarester Bürgermeister abgegeben, insgesamt 58,55 Prozent, wobei sein Gegenkandidat bei 41,45 Prozent landete. Auch dafür wirkte sich die eher hohe Wahlbeteiligung im urbanen Bereich und dessen Umgebung entscheidend aus: Hermannstadt 68,30 Prozent, Schellenberg 73,68 Prozent, Großscheuern 60,57 Prozent usw.