Kulturberichte und einiges mehr

Zum Sammelband „Mit weichem Griffel und spitzer Feder” von Franz Thomas Ziegler

Hermannstadt - „Mit weichem Griffel und spitzer Feder”. Unter diesem Titel wurden von Kurt Thomas Ziegler zwischen 1971 und 1983 sowie 2005 und 2006 verfasste Beiträge in einem Band zusammengefasst, der soeben im hora-Verlag erschienen ist. Wie schon zu den im vorigen Jahr erschienenen Erinnerungen des Opernsängers Helge von Bömches, erstellten die Verlagsmitarbeiter fünf Register (Personen, Orte, Institutionen/Spielstätten, Werke und Rollen), die dem Leser das Erschließen der Texte erleichtern.

Kurt Thomas Ziegler, 1949 in Hermannstadt/Sibiu geboren, war weder Journalist noch Kulturkritiker, sondern ist, wie sein Vater es war, Arzt, kann dem das Buch einleitenden Curriculum vitae entnommen werden. Studiert hat er in Klausenburg/Cluj und da haben ihn seine Freunde Peter Motzan, Bernd Kolf, Franz Hodjak und Werner Söllner ermutigt, Beiträge über Theater- und Konzertveranstaltungen zu schreiben. Erschienen sind sie in „Neuer Weg“, „Karpatenrundschau“ und „Neue Literarur“, doch war er auch Mitarbeiter der Studentenzeitschrift „Echinox“. Das Wissen aus der Kultur hatte Ziegler in den Adern und im Elternhaus mitbekommen: Mutter Eva war Berufsgeigerin, im Hause Ziegler verkehrten bekannte Musiker wie Erich Bergel, die Schriftsteller Andreas Birkner, Harald Krasser oder die Schauspieler Othmar Strasser, Rudolf Schati und Christian Maurer. Wolf von Aichelburg wohnte nach der Haftentlassung ein Jahr lang im Hause Ziegler und war der „Haus- und Lebenslehrer“ des jungen Kurt Thomas. Der lernte das Violin- und Klavierspiel in der Hermannstädter Kunstschule und schwankte als 18-Jähriger, ob er die musikalische oder die medizinische Laufbahn einschlagen solle. Er tat Letzteres, wirkte nach dem Studium zunächst drei Jahre als Landarzt im Harbachtal und emigierte dann nach Österreich, wo er in der Nähe von Wien eine ärztliche Praxis führte. Eine Zeit lang verfasste er noch Beiträge über das Musik- und Theaterleben in Wien, stellte diese Tätigkeit dann aber angesichts der knappen Freizeit ein und griff erst 2005 erneut zur Feder.

Der vorliegende Band umfasst Konzertchroniken zu einzelnen Aufführungen wie zum Beispiel Bachs Johannespassion beim Klausenburger „Musikalischen Herbst“ (1971) oder zu Festivals, wie den genannten Musiktagen oder von Wiener Festwochen aber auch Essays, u. a. zur Perzeption der modernen Musik. Achtung schenkt Ziegler ebenso Vorstellungen einzelner Theaterstücke – abgedruckt sind mehrere Chroniken zu Aufführungen an Hermannstadts deutscher und rumänischer Bühne – oder dem „Theaterfrühling“ in Wien des Jahres 1981. Verständlicherweise sehr persönlich gehalten sind die Erinnerungen „an die anachronistische Renaissance-Gestalt Wolf von Aichelburg“, die er zu dessen Tod 1994 verfasste. Wie viele im Ausland lebende in Siebenbürgen geformte Intellektuelle, brachte auch Ziegler Reflexionen vorrangig zur Vergangenheit und der – in seinen Augen düsteren – Zukunft der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens zu Papier. Düster, weil 1983 verfasst, in einer Zeit, als die „Einbringer der Ernte eher rote Fahnen flattern lassen als mit entschlossenen Aktionen weiterhin zu fördern, was Generationen vorher erstellt haben ...“.
Das 400 Seiten umfassende gebundene Buch ist beim Verlag (Str. N. D. Cocea) für 39 Lei zu kaufen.