Kulturhauptstadt: Aufschub auf 2022 oder 2023 vorgeschlagen

Temeswar (ADZ) – 2016 wurde Temeswar zur Europäischen Kulturhauptstadt für das Jahr 2021 gewählt, das wichtigste Projekt der Stadt seit der Wende könnte nun auf 2022 oder sogar 2023 verschoben werden. Dies teilte Bürgermeister Nicolae Robu am Dienstag mit. Er habe Gespräche sowohl mit dem Bukarester Kulturministerium, als auch mit der Europäischen Kommission geführt, bei der letztendlich die Entscheidung liege, sagte der Bürgermeister. Demnächst werde die Entscheidung fallen, aus Brüssel habe man den Vorschlag gemacht, dass Temeswar erst 2023 den Titel tragen solle, gemeinsam mit der ungarischen Stadt Wesprim/Veszprém, da in diesem Jahr wegen dem Austritt Großbritanniens aus der EU ein Platz frei geblieben sei und keine britische Stadt mehr den Titel tragen werde.

Die irische Stadt Galway und das kroatische Rijeka, die den Titel heuer tragen, können ihre Projekte in diesem Jahr kaum noch umsetzen und hätten die Kommission ersucht, ihre Programme 2021 durchführen zu können. Nächstes Jahr solle vorläufig der Titel von Temeswar, dem serbischen Neusatz/Novi Sad und dem griechischen Eleusis getragen werden, 2022 dann von dem litauischen Kaunas und dem luxemburgischen Esch an der Alzette. Für 2023 wurde bereits die mittelungarische Stadt Wesprim gewählt, das Temeswarer Projekt würde das Wesprimer Konzept gut ergänzen, so die Ansicht der Kommission.

Persönlich halte er von der Idee, das Projekt erst 2023 durchzuführen, wenig, sagte Robu, da dies viel zu spät sei. Eine bessere Variante sei 2022, für die er auch plädiert habe. Allerdings habe die Kommission die beteiligten Städte ermahnt, das Problem mit Vernunft und Augenmaß anzugehen, so dass er jedwede Entscheidung aus Brüssel akzeptieren werde. Jedenfalls könne das Kulturhauptstadt-Projekt auch 2021 umgesetzt werden, sollte doch keine Aufschiebung beschlossen werden. In diesem Zusammenhang räumte Bürgermeister Robu jedoch ein, dass der Kulturhauptstadt-Verein keineswegs auf gutem Weg sei und dass dort Entscheidungen anstehen, die zu einer schnellen Kurskorrektur führen sollten. Bislang habe er den Verein als einen Vertreter der Temeswarer Gemeinschaft behandelt, aber dies sei keine erfolgreiche Strategie gewesen, da sich viel Negatives zugetragen habe und die Verwaltung eingreifen müsse. Es gäbe mehr Dinge zu bemängeln als zu loben, sagte Robu. Andererseits sei er sich sicher, dass all jene, die den Verein kritisieren und dessen Arbeit in den Dreck ziehen, letztendlich auf ihn als Temeswarer Bürgermeister abzielen. Deshalb müsse er, was den Verein anbelange, wieder Herr der Lage werden und die Kontrolle übernehmen. Als Bürgermeister könne er keinesfalls die hohen finanziellen Zuwendungen an den Verein verantworten, wenn er nicht sicher sei, dass die mittlerweile langjährigen Probleme nicht in den Griff bekommen werden können.