Schäßburg – Freitagnachmittag, die Sonne strahlt über dem Museumsplatz/Piaţa Muzeului in Schäßburg/Sighişoara und der Stadttrommler bewirbt die „Zilele culturii germane la Sighişoara“, die Deutschen Kulturtage. Schon in den Zeiten der Reformation kündigte er die Kulturveranstaltungen an, aber auch die öffentlichen Prozesse. Während die Reformation die Gegenreformation überstand, verschwand der Trommler irgendwann von der Burg und tauchte erst vor 20 Jahren wieder auf. Gänzlich verabschiedet haben sich die Schäßburger nur vom Schandstein, den muss heute niemand mehr um den Hals tragen. Stattdessen erklärten Stefan Gorczyca, der Vorstandsvorsitzende des Schäßburger Forums und Dr. Karl Scheerer, der stellvertretende Vorsitzende des Siebenbürgenforums, von den Treppen des Venezianischen Hauses die Deutschen Kulturtage für eröffnet.
Seit einigen Jahren schon haben sich die Kulturtage im Kalender der Stadt etabliert. Zur Eröffnung waren in diesem Jahr Bürgermeister Ovidiu Mălăncrăvean, der später versprach, beim nächsten Mal seine Grußworte in deutscher Sprache zu übermitteln, Dr. Paul-Jürgen Porr und Martin Bottesch vom Landes- bzw. Siebenbürgenforum gekommen. Ebenfalls anwesend waren der österreichische Honorarkonsul Andreas Huber und die deutsche Konsulin Judith Urban, für die es einer der letzten öffentlichen Auftritte als Vertreterin der Bundesrepublik in Siebenbürgen war. Unter ihren prüfenden Blicken und vor den klickenden Fotokameras der Touristen boten die Schäßburger Burgspatzen unter Leitung von Martha Szombati und Waltraud Schuster sowie die Null-Klasse von Karola Fröhlich ein kleines Kulturprogramm, ehe die Übermittlung der Grußworte im Sandersaal fortgesetzt wurde.
Grüße übermittelte auch die Österreichische Landsmannschaft in Person von Thomas Hüttner, welcher die stets hochwertigen Vorträge herausstellte, die in diesem Jahr unter dem Thema „Die lutherische Reformation im Raum Schäßburg“ standen. Den ersten Fachvortrag leitete Thomas Şindilariu mit den Worten „Das Siebenbürger Sachsenvolk wäre nicht deutsch geblieben, wäre es nicht reformatorisch geworden“ ein. Umrahmt von der Ausstellung „Reformation im östlichen Europa – Siebenbürgen“, die im Sandersaal aufgebaut war, hätte der Vortrag, genau wie jene am Samstag, besser besucht sein können. Organisatorin Andrea Rost sprach dennoch von einer gelungenen Veranstaltung, schließlich war der Saal bei den Schülerbeiträgen zu „Schüler reden über Luther“ fast vollständig gefüllt. Auch waren die Beiträge der Elftklässler auf einem hohen Niveau, welches selbst viele Besucher überraschte. Mit Professor Hermann Pitters („Die Reformation in Schäßburg und Umgebung“) und Stadtpfarrer Bruno Fröhlich („Reformation und Ökumene, ein zeitgemäßer Blick auf das reformatorische Erbe?“) konnte Rost zudem auch am Samstag gute Referenten mit interessanten Themen gewinnen. Allein, sie hätten einen höheren Zuschauerzuspruch verdient.
Wohlgesonnener war dem Schäßburger Forum das Wetter. Entgegen anderer Erwartungen schien auch am Sonntag noch die Sonne mit voller Kraft über der Burg und trieb so manch einem Trachtenträger und Tänzer die Schweißperlen ins Gesicht. Angeführt vom Stadttrommler zogen die Tanzgruppen aus Hermannstadt/Sibiu, Mühlbach/Sebeş, Sächsisch Regen/Reghin und Schäßburg in die Festung ein und boten zusammen mit der Kapelle Schäßburg Brass ein viel beklatschtes, über einstündiges Programm auf dem Burgplatz/Piaţa Cetăţii. Zufrieden zeigte sich nach Abschluss der Kulturtage auch Geschäftsführerin Yvonne Varvara-Baier, die die Gestaltung des Programms durch die verschiedenen Altersgruppen hervorhob und sich auch für die Zukunft die Teilnahme von Groß und Klein bei den Veranstaltungen des Schäßburger Forums wünscht.