Hermannstadt – Die von Mitarbeitern des Teutsch-Hauses gehaltenen Vorträge zu „Schrift zwischen Kunst und Kommunikationsmittel“ und „Drucke des 16. Jahrhundert aus der Sammlung des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien“ haben am vergangenen Montag die diesjährige kunstgeschichtliche Vortragsreihe in rumänischer Sprache zur Sakralkunst in Siebenbürgen abgeschlossen.
Archivarin Monica Vlaicu ging in einem die Mittel und die Bedeutung der Schrift erörternden Vortrag auf die Frühzeit der Schriften in Siebenbürgen ein, insbesondere auf deren anfangs künstlerischen Aspekt, der mit dem Druck mehr und mehr der reinen Kommunikation Raum ließ. Vor dem Erfinden des Papiers und des Buchdrucks wurden Schriften auf teurem Pergament verfasst, in Siebenbürgen meist aus Kalbsleder hergestellt, begleitet von aufwendigen Miniaturen. Der Schreiber war zugleich ein Künstler. Mit dem Aufkommen des Papiers, das in Siebenbürgen zunächst importiert wurde – in Hermannstadt wurde die erste Papiermühle erst 1573 eröffnet, obzwar es etwa in Kronstadt bereits früher eine solche gab – entzog sich die Malerei immer mehr den Schriften und verselbständigte sich. In der weiteren Entwicklung der Schrift wird auch in Dokumenten, wie offizielle Schreiben, eher auf pragmatische Kommunikation gesetzt und immer weniger auf das Ästhetische geachtet.
Bibliothekar András Bándi erfreute die Zuhörer mit mehreren Kolligaten, Sammeldrucken von thematisch oft sehr verschiedenen Texten, aus der nicht allzu umfassenden, aber aufschlussreichen Sammlung des Archivs. Er wies auf die geschichtlich oft relevanten Randnotizen in den einzelnen Bänden, überwiegend theologischen Profils, hin. Die handschriftlichen Notizen in den meist aus dem Gebiet Deutschlands mitgebrachten Exemplaren lassen nicht nur die Geschichte des Buches nachvollziehen, sondern geben auch Aufschluss über die einzelnen Besitzer. Die vermutlich von einem Priester stammende, noch nicht integral veröffentlichte Notiz aus der Zeit der Schlacht von Schellenberg Ende 1599 in der Truppen Michaels des Tapferen und des ungarischen Kardinals Andreas Báthory aufeinanderstießen, erweckte durch detailliertes Aufführen von Kriegsgrausamkeiten besondere Aufmerksamkeit.
Für kommendes Jahr wird eine weitere Serie von Vorträgen zu Siebenbürgischer Kunstgeschichte geplant, so die Organisatorin der Vortragsreihe und Leiterin des Teutsch-Hauses Gerhild Rudolf. Rumänischsprachige Interessenten sollen durch die Vortragsreihen auch auf das Kulturzentrum, das Archiv sowie das Museum der Evangelischen Landeskirche aufmerksam gemacht werden und sind eigens eingeladen, diese näher kennenzulernen.