Hermannstadt - „Die Wehrkirchen und Kirchenburgen sind ein Kulturerbe von ganz besonderem Rang. Dies nicht nur durch die Bauform, die sie gleichzeitig als Kirchen sowie auch als Rückzugs- bzw. Verteidigungsbau auswies. Die Kirchenburgen sind auch in besonderer Weise Zeugnis gemeinsamer, über 800 Jahre andauernder, Geschichte zwischen unseren beiden Ländern.“ Mit diesen Worten erläuterte Judith Urban, die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt/Sibiu, wieso Bundespräsident Joachim Gauck die große Ausnahme machte und die Schirmherrschaft über eine Stiftung im Ausland übernahm. Urban übermittelte am Montag die Grüße des Bundespräsidenten auf der Pressekonferenz, bei der die Übernahme der Schirmherrschaft für die „Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien” durch den deutschen und den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu öffentlich bekannt gegeben wurde. Die von Präsidialberater Cristian Diaconescu gesandte Botschaft des rumänischen Präsidenten las Hauptanwalt Friedrich Gunesch vor.
Eingeladen hatte die Kirchenleitung in den Musiksalon in der Kirchenburg Heltau/Cisnădie, einem Ort, „wo eine beispielhafte Kirchenburg steht, eine der vollkommensten, schönsten und gastfreundlichsten Kirchenburgen ... die Besuchern, Gläubigen und Touristen offen steht“, so Reinhart Guib, der Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Neben Vertretern der Medien waren auch Repräsentanten der lokalen Behörden geladen worden sowie Vertreter von Partnerorganisationen und Freunde aus dem In- und Ausland. Zu den Teilnehmern am Event gehörten Hermannstadts Vizebürgermeisterin Astrid Fodor, Ioan Banciu, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisrates, Caroline Fernolend, die Ko-Vorsitzende des Mihai-Eminescu-Trusts, die Architekten Dr. Hermann Fabini und Dr. Paul Niedermaier sowie Repräsentanten der Leitstelle Kirchenburgen. Die Stiftung soll, so Bischof Guib, die Strategie zur Erhaltung, Sanierung und Nutzung der Kirchenburgen ausarbeiten und die hierfür benötigten finanziellen Mittel beantragen. Gedacht wurde an einen Masterplan, in dem die Prioritäten was Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen angeht, festgehalten werden. Zurzeit wird an der Fertigstellung der Stiftungs-Statuten gearbeitet, die Eintragung bei Gericht soll im Juni erfolgen. Die Stiftung soll die bestehenden Partnerschaften zu etwa 26 Organisationen und Verbänden im In- und Ausland, mit denen bereits kooperiert wird, zusammenbringen.
Erhalten werden können nicht alle der Kirchenburgen, Vorrang bei den künftigen Maßnahmen sollen jene haben, die auf der UNESCO-Liste des Welterbes stehen und sodann die Baudenkmäler der Kategorie A, die etwa die Hälfte der rund 200 Anlagen ausmachen. Gedacht wurde auch an ein erneutes Beantragen von EU-Mitteln für Sanierungen, wie das im Rahmen des 18-Kirchenburgen-Projekts der Fall gewesen ist, sagte Hauptanwalt Gunesch. Vorerst gebe es 15 Vorschäge – darunter die Bauten in Arbegen/Agârbiciu, Zeiden/Codlea, Rotbach/Rotbav, Reußmarkt/Miercurea Sibiului oder Großschenk/Cincu – im Sommer soll die Liste ihre endgültige Variante erhalten und möglicherweise mehr Objekte enthalten, um 2015 den Antrag zu stellen.