Millionenschwere Aufwertung des Astra-Parks beschlossen

Einheimische wurden nicht aufgefordert, ihre Meinung zu äußern

Bei Betrachtung aus der Vogelperspektive ist es schwer, sich den Astra-Park anders als während der letzten 100 Jahre vorzustellen. Foto: Klaus Philippi

kp. Hermannstadt – Mitten im Herbst 2023 wurde unter Aufsicht von Archäologin und Brukenthalmuseums-Mitarbeiterin Claudia Urduzia der Astra-Park an vier Orten entlang der Hechtgasse/Str. Dr. Ioan Lupa{ bis zu zwei Meter tief aufgegraben, ohne den Stand von Bäumen oder Statuen zu beeinträchtigen (die ADZ berichtete), und spätestens seit Dienstagnachmittag, dem 29. Oktober, dürfte alles Fragen nach genauerem Grund für das Forschen nach alten Stadtmauer-Fundamenten als sicher beantwortet gelten: 20 von 22 gewählten und ordnungsgemäß anwesenden Mitgliedern des Stadtrates stimmten während ihrer Monatssitzung – der finalen der Mandats-Dauer von 2020 bis 2024 – für die Neugestaltung des Astra-Parks in Hermannstadt/Sibiu, der 1879 geplant sowie eröffnet und 1926 zum letzten Mal weitreichend nachgebessert wurde. Sage und schreibe 23 Millionen Lei, was die Marke von umgerechnet vier Millionen Euro überschreitet, kostet die Investition nach Plänen von Architekt Tudor Pavelescu, der eigens zugesichert hat, den Verlauf der vom landschaftlichen Umbau betroffenen Stadtmauer-Ruinen im Park-Boden und seinen Flächen für Erholung auf die Höhe von bis zu 90 Zentimetern kenntlich machen und nachbauen zu lassen. Einen Vorgeschmack darauf liefert bereits das südliche Teilstück der Hechtgasse, deren Fahrbahn und Bürgersteig im Sommer neu mit grobporigem Asphalt gedeckt wurden, die roten Pflastersteine zwecks Markierung der im 19. Jahrhundert abgebauten Stadtmauer ausgenommen.

Von den nicht geringfügigen Änderungen an der Gestalt des Astra-Parks erhoffen sich Architekt Tudor Pavelescu und das ihn beauftragende Rathaus darüber hinaus breite Akzeptanz des Kürzens vom Straßenverkehr beiderseits der grünen Lunge in zentraler Altstadt-Lage zwischen der stark befahrenen Quergasse/Str. Tribunei, der Astra-Bibliothek, dem Kinder-Krankenhaus und der evangelischen Johanniskirche, da auf den nur in Einbahn fahrbaren Spuren an den zwei Flanken des Geländes allein Angestellten des Krankenhauses und Anrainern das Fortbewegen und Parken ihrer PKWs gestattet sein wird. Patienten bis an den Krankenhaus-Eingang heran fahren können sollen nur noch Rettungswagen. Dennoch war während der Stadtrats-Sitzung am 29. Oktober auch Kritik an der Neugestaltung des Astra-Parks nicht zu überhören – ausführlich artikuliert wurde sie von Ionuț Ghișe und Diana Mure{an, beide Mitglieder der USR-Fraktion und Befürworter der von der Rathaus-Leitung nicht weiter beachteten Option, das Budget für die Aufwertung des Astra-Parks zugunsten einer Begrünung nicht-zentraler Stadtviertel zu straffen. Gefällt werden sollen zehn alte Bäume, denen die Vorstudie einen für das endgültige Kappen reifen Zustand bescheinigt, worauf das Pflanzen von bis zu 30 Jungbäumen folgen könnte. Und Abschied nehmen müssen werden Hermannstadts Einheimische auch vom alten Springbrunnen ihres Astra-Parks, an dessen Stelle ein neuer und radikal anders gestalteter gebaut werden soll, der mitsamt all den umgelegten Wegen für Fußgänger und Fahrradfahrer das Park-Aussehen vermutlich einschneidend verändern wird. Aktuell zollt er landschaftlich noch der bürgerlichen Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts Tribut. Ob seine Um- und Neugestaltung von Gästen und Einheimischen einhellig begrüßt werden wird, bleibt abzuwarten. Ionuț Ghișe bemängelte, dass vor dem Setzen der Beschlussvorlage auf die Stadtrats-Tagesordnung der Stadtbevölkerung keine Chance einer öffentlichen Debatte geboten wurde.