Hermannstadt - In Harald Roths Buch: „Hermannstadt. Kleine Geschichte einer Stadt in Siebenbürgen“ (Böhlau 2006) erfahren wir, dass 1878 die Gesamtgemeinde das Lehrerseminar von der Hermannstädter Gemeinde übernimmt und zu einer großen Lehrerbildungsanstalt ausbaut. Diese hat ihren Sitz ab 1891 in der Schewisgasse/Bulevardul Victoriei in der Nähe des Erlenparks. Ab diesem Augenblick kann man von einer inhaltlichen und formellen Institutionalisierung der deutschsprachigen Lehrerausbildung in Siebenbürgen sprechen, auch wenn diese bis zu diesem Datum schon in unterschiedlichen Formen, seit den Jahren der siebenbürgischen Reformation vorhanden war.
Die Jahre der kommunistischen Diktatur brachten einen Bruch mit sich, obwohl die deutschsprachige Erzieher- und Lehrerfortbildung über das Pädagogische Lyzeum in Hermannstadt/Sibiu aufrecht erhalten werden konnte.
2010 wurde durch die Ini-tiative und den Einsatz von Universitätsdozentin Dr. Liane Junesch an der Hermannstädter „Lucian Blaga“-Universität der deutschsprachige Studiengang „Grund- und Vorschulpädagogik“ gegründet. Das Grundstudium verspricht Berufsperspektiven als Grundschullehrerin und -Lehrer an Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, als Dolmetscherin und Dolmetscher und Übersetzerin und Übersetzer, sowie als Chefsekretärinn und -Sekretär und wurde bis jetzt von knapp 100 Studierenden erfolgreich absolviert. Als symbolisch, aber auch als Verpflichtung kann die Ansiedlung des Studiengangs in dem gleichen Gebäude in der Schewisgasse, in welchem die Lehrerausbildung unter Bischof Georg Daniel Teutsch untergebracht worden war, betrachtet werden.
Zwischen dem 23. und dem 25. September 2022 wird der Studiengang, mit einer durch die Covid–Pandemie verursachten zweijährigen Verspätung, sein zehnjähriges Jubiläum feiern. Während der Tagung „Kultur - Sprache – Bildung. Tradition und Transition im deutschsprachigen Bildungswesen in Rumänien“ soll mittels wissenschaftlicher Vorträge und Workshops folgende Fragestellung untersucht werden: Welche Interaktionen fanden und finden zwischen dem deutsch-, rumänisch- und ungarischsprachigen Bildungswesen in Rumänien statt und welche in Bezug auf den deutschsprachigen Raum in Mittel- und West-europa? Welche Besonderheiten, welche Möglichkeiten, aber auch: welche Grenzen und Herausforderungen ergeben sich daraus für die aktuelle und künftige Entwicklung deutschsprachiger Kultur und Bildung in Rumänien? Was heißt das für die konkrete, tägliche pädagogische Arbeit in deutschsprachigen Kindergärten und Schulen?
Das Tagungsprogramm kann man auf der Homepage des Studiengangs dppd.ulbsibiu.ro/pippde unter der Rubrik „Tagung 2022“ finden. Um Anmeldung wird per E-Mail an Dr. Sara Konnerth: sara.konnerth@ulbsibiu.ro gebeten.