Bukarest - Am Mittwoch fand die Eröffnung der Ausstellung „Herta Müller: Teufelskreis der Wörter“ in der Bukarester Nationalbibliothek statt. Anwesend waren Elena Tîrziman, Direktorin der Nationalbibliothek, Beate Köhler, Leiterin des Goethe-Instituts, und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Andreas von Mettenheim. Die Direktorin der Nationalbibliothek betonte, dass Herta Müller ein Vorbild ist, da sie „immer auf der Seite der Wahrheit war und dadurch eine Lektion für Menschenwürde erteilt hat“. Der deutsche Botschafter erinnerte unter anderem daran, dass Herta Müller nicht nur als „Schriftstellerin, sondern als unabhängige moralische Instanz“ zu betrachten sei.
Die Besucher wurden eingeladen, an der anschließenden Präsentation teilzunehmen, die das Leben und Werk der Schriftstellerin thematisierte und von Ernest Wichner, Leiter des Literaturhauses Berlin, und Corina Bernic, einer der Übersetzerinnen der Texte von Herta Müller, durchgeführt wurde. Gezeigt wurden Interviews mit der Literaturnobelpreisträgerin aus verschiedenen Perioden ihres Lebens. Sehr eindrucksvoll war auch die Aufzeichnung mit dem Abschnitt „Das schwäbische Bad“, gelesen von Richard Wagner (elf Jahre der Mann an der Seite von Herta Müller), während im Hintergrund Fotos aus dem Banater Geburtsdorf der Autorin projiziert wurden.
Die Ausstellung ist sehr modern und dynamisch gestaltet: Sie beinhaltet nicht nur private Fotos, Dokumente, Zeitungsartikel, Notizen und Collagen, sondern auch Videomitschnitte. Betrachtet werden können Familienfotos von Herta Müller, ihr Abschlussdiplom, sogar der Plan ihrer Wohnung in Temeswar/Timişoara, die vom Geheimdienst überwacht wurde. Auf dieser informationsreichen Ausstellung hat der Besucher die besondere Gelegenheit, eine andere Herta Müller als die scharfsinnige etablierte Schriftstellerin kennenzulernen: Fotos werden zur Schau gestellt, die mal ein kleines Kind mit großen Augen, mal ein Mädchen mit leuchtendem Lächeln zeigen. Interessant dabei ist, den Werdegang von Herta Müller zu beobachten: Von der Nitckydorfschülerin zur Großstadtstudentin in Temeswar, von der Übersetzerin in einer Fabrik zur Lehrerin in ewig wechselnden Schulen (ihre berufliche Laufbahn hatte darunter zu leiden, dass sie abgelehnt hat, mit dem rumänischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten) und letztendlich zur Emigrantin.
Die Ausstellung wird vom Goethe-Institut auf internationaler Ebene gezeigt, für Rumänien und die Republik Moldau wurde eine besondere Variante der Ausstellung konzipiert. In Bukarest ist sie noch bis zum 28. Juni zu besichtigen.