Reschitza - Das „südländische Flair“ der Blockviertel von Reschitza soll verschwinden. Dazu will die Stadtleitung einen Beschluss des Stadtrats umsetzen, der Wäschetrocknen in aller Öffentlichkeit strafbar macht. Der Beschluss, der im Oktober 2009 gefasst wurde, ist bisher nie umgesetzt worden, doch eine Fernsehnachricht vom vergangenen Wochenende war der Weckruf für die Stadtväter, die plötzlich nordische Ordnung ins südländische Reschitzaer Wäschetrocknen bringen wollen. Mit Geldstrafen von 300 bis 500 Lei sollen Zuwiderhandelnde abgestraft werden.
Im Internet hat die Ankündigung von Stadtvater Mihai Stepanescu zu einem mittleren Entrüstungssturm geführt. „Der hat wohl wirklich nichts Besseres mehr zu tun, als die Wäscheleinen auf den Balkons der Privatwohnungen zu kappen“, bellte es aus dem Netz, und: „Damit soll wohl von den Löchern im Straßenbelag abgelenkt werden, bei deren Beseitigung sich die Stadtleitung als unfähig erweist“, hallte es weiter, sowie: „Dass die Stadt das papageienfarbige Streichen der Wohnblocks genehmigt, das stört niemand, aber dass alle, die keine besseren Möglichkeiten haben, als ihre Wäsche auf den Balkons zu trocknen, nun bestraft werden sollen, das wird zum Staatsproblem!“
Grundsätzlich sieht der Stadtratsbeschluss von 2009 vor, dass „zum Wäschetrocknen jedwelcher andere Platz als die Fassade der Wohnblocks genutzt werden kann“, was an sich schon zweideutig genug ist, obwohl man sich damals in den Diskussionen zum Beschluss eindeutig auf die straßenseitigen Blockbalkons bezog. Bürgermeister Stepanescu erklärte sich und den Beschluss der damaligen Ratsherren, indem er darauf hinwies, dass es in allen Blockwohnungen und Wohnblocks ausreichend Räumlichkeiten, gibt, die (auch) zum Wäschetrocknen genutzt werden können. Nicht unbedingt der Balkon, der zur Straße hin angelegt ist.
Dass die meisten der im Kommunismus entworfenen Standartblocks auch über einen Raum zum Wäschetrocknen verfüg(t)en – am Parterre oder am letzten Stockwerk – das gilt längst nicht mehr so wie im ursprünglichen Projekt. Denn die Räume am Parterre sind meist in der Nachwendezeit „Privatinitiativen“ zum Opfer gefallen – meist kleine „Boutiquen“ für „un mic biznis“, wie das in der Umgangssprache heißt –, während viele der Räume am letzten Stock offiziell oder halblegal von den Anwohnern sich selber zugeeignet wurden zum Vergrößern ihrer Eigenwohnungen. Am schlimmsten ist die Nichtlösung der Räume zum Wäschetrocknen in der Reschitzaer Neustadt, im ehemaligen Viertel mit Junggesellenwohnungen am Eingang zum Ţerova-Tal, die über gar keine Möglichkeiten zum Wäschetrocknen verfügen und wo aus Winkeleisen notdürftig zusammengeschweißte Gestelle den Rahmen für Wäschedrähte bilden, die unter dem (meist einzigen) Fenster angebracht sind.
Waschautomaten mit eingebautem Wäschetrockner sind nicht nur wegen dem hohen Stromverbrauch ein Luxus und eine Rarität. Nicht zuletzt sind die Standardprojekte der Wohnblocks, mit Räumen zum Wäschetrocknen von 20-40 Quadratmetern für 15-40 Familien, die in einem Stiegenhaus wohnen, unzureichend – auch wenn (was in der Regel nicht passiert) das Wäschewaschen und -trocknen noch so gut organisiert wird.
Bürgermeister Stepanescu appelliert an die Wohlerzogenheit der Bürger und den erzieherischen Einfluss der Wohngemeinschaften, denn „schließlich gibt es ja das Reglement dafür“ – dabei bezieht er sich auf den Stadtratsbeschluss von 2009, der schon in seiner Amtszeit gefasst wurde. „Ich frage mich, ob sich da einer wirklich wohl fühlt, wenn er durch die Stadt kommt und in erster Linie die ausgestellte Wäsche jeder Art, von Arbeitskleidung bis Unterwäsche, sieht. Und wie fühlen sich die Reschitzaer selber dabei? Für Reschitza ist es keineswegs gut so.“