Ovidiu Andriș bleibt Philharmonie-Direktor

Deutscher Gastdirigent leitet Temeswarer Philharmoniker zur Kulturhauptstadtjahreröffnung

Temeswar - Die Temeswarer Stadtverwaltung gab am Dienstag bekannt, dass infolge des ausgeschriebenen Wettbewerbs der bisherige Interimsleiter (seit 2021) der Banater Philharmonie Temeswar für ein fünfjähriges Mandat nun voll die Leitung der Temeswarer Philharmoniker übernimmt. Der Wettbewerb war nicht unumstritten, zumal sein Gegenkandidat, Chefdirigent Radu Popa, schon in der ersten Etappe nur nach Einspruch weiterkam. Jetzt verklagt Popa das Bürgermeisteramt und möchte die Annullierung des Wettbewerbs erreichen, indem er Dokumente anficht, die zu dessen Ausschreiben gedient haben. Zum Schluss hatte Andriș den Wettbewerb mit der Note 9,81 für Managementprojekt und Vorsprechen bekommen, während Popa lediglich mit 6,89 bewertet wurde. Der erste Prozesstag ist am 15. Februar.

Ovidiu Andriș ist studierter Schlagzeuger, hat in Hamburg studiert und auch einen Master an der dortigen Orchesterakademie des Philharmonischen Staatsorchesters absolviert. 2017 gründete er den Trib’Art-Verein, mit dem er zahlreiche langfristige und nachhaltige Projekte durch-führt, wie das Euphonia-Festival, das Romanian Chamber Orchestra und beteiligte sich an zahlreichen Projekten im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres so Café 21, Impuls Fabric, Dante21, Festivalul Luminii TM2021, Sport21 und Memoriile Cetății. Seine Management-Kenntnisse ließ er sich durch die Teilnahme am international anerkannten Kulturmanagementkurs SuCarMus (Sustainable Career in the Music Sector) sowie vom rumänischen Institut für kulturelle Forschung und Fortbildung (Institutul Național pentru Cercetare și Formare Culturală) bescheinigen.

Zur Eröffnung des Europäischen Kulturhauptstadtjahres gibt es an der Banater Philharmonie am Freitagabend ein Sinfoniekonzert unter der Leitung des deutschen Dirigenten Stefan Geiger zu hören. Im Programm stehen in rumänischer Erstaufführung das Konzert für Horn und Orchester B-Dur op. 91 von Reinhold Gličre. Den Solopart übernimmt Ionel Podgoreanu. Anschließend spielen die Temeswarer Philharmoniker die Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 (B 163) des böhmischen Komponisten Antonín Dvorák. Das Programm beginnt um 17.30 Uhr, es wird eine Video-Liveschaltung von der Gala-Eröffnung aus der Temeswarer Oper zum Mitverfolgen vor dem Konzert geben.

Stefan Geiger ist seit der Spielzeit 2016 Chefdirigent des Orquestra Sinfônica do Paraná, doch gastiert seit vielen Jahren beim NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg und leitete unter anderem Konzerte mit orchestraler Stummfilmbegleitung. Als Sohn einer Musikerfamilie erhielt er seinen ersten Musikunterricht mit fünf Jahren und erlernte Klavier, Geige, Schlagzeug und Posaune. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe (1989 im Concours International du Festival de Musique de Toulon; 1992 im Wettbewerb des Festivals „Prager Frühling“). Er begann seine berufliche Karriere als Orchestermusiker, zunächst als Soloposaunist an der Bayerischen Staatsoper in München, wenig später in gleicher Funktion im NDR Elbphilharmonie Orchester in Hamburg. In der laufenden Saison kehrt der 56-jährige Musiker mehrfach u.a. mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester in die Elbphilharmonie zurück. Neue Begegnungen führen ihn ans Volkstheater nach Rostock, zur NDR Radiophilharmonie Hannover, zum Jerusalem Symphonic Orchestra, zum Oulu Symphony Orchestra nach Finnland, und zum Orquestra Sinfônica Brasileira nach Rio de Janeiro.