PARI-Projekt zur Integration der Roma-Minderheit am Abschluss

Projektleiter Dr. Stefan Tobler bei einem Zeichenwettbewerb im Rahmen des Projekts in Vâlcea. Foto: participatory.ro

Hermannstadt - Eines der wichtigsten Forschungsprojekte an der „Lucian Blaga“ Universität in Hermannstadt/Sibiu: „Die Rolle der Religion und der religiösen Akteure in der sozialen Inklusion der Roma: hinsichtlich einer partizipativen Herangehensweise“ kommt in diesem Jahr zu seinem Abschluss. Das Projekt hat in einer Zeitspanne von vierzig Monaten (Januar 2021-April 2024) untersucht, welchen Beitrag die Kirchen zur Roma-Integration leisten können und welche Rolle die Religion in diesem Kontext spielen kann. „Obwohl es keine zuverlässigen Zahlen über den Anteil der Roma gibt, kann man davon ausgehen, dass diese Gruppe mehr als 10 % der Bevölkerung des Landes  ausmacht. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird dieser Anteil noch erheblich steigen. Die derzeitige Situation ist das Ergebnis einer langen Geschichte der Ausgrenzung, einschließlich der Sklaverei. Diese Geschichte und Praxis der Ausgrenzung wurde von der Mehrheit der rumänischen Bevölkerung noch nicht angemessen aufgearbeitet, hat aber nach wie vor starke Auswirkungen auf die derzeitigen Beziehungen zwischen der Mehrheitsbevölkerung und der Minderheitengruppe. (…) Da die Kirchen die große Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren, haben sie erheblichen Einfluss auf Glauben und Praktiken und können als potenziell wichtige Akteure in der rumänischen Zivilgesellschaft angesehen werden. Religion hat eine wichtige Dimension im Leben vieler Rumänen. Da die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Stärkung des sozialen Zusammenhalts von großer Bedeutung ist, ist die Erforschung der Rolle der Religion ein Schlüsselthema für die Förderung der Integration der Roma. Religion spielt nicht nur in institutionellen Formen eine Rolle, sondern auch als unterschwelliges Element für alltägliche soziale Einstellungen und Verhaltensweisen, als gelebte Religion (wie es in der neueren Forschung genannt wird).“ So kann man der Projektbeschreibung entnehmen. Durch die angesprochenen schwierigen Themen hat das Projekt punktuell auch für Wellen gesorgt: zum Beispiel kam es zu einer konfliktgeladenen Situation mit der orthodoxen Kirche, was die Aufarbeitung der Roma-Sklaverei innerhalb der orthodoxen Kirche betrifft.

Mittels Ausstellungen, Workshops, Forschungsinitiativen wurde versucht, eine Brücke zwischen existierenden Projekten zu schlagen, kleine Pilotprojekte zu entwickeln, die Rolle und den Beitrag der Kirchen in dem Integrationsprozess zu ermitteln, sowie eine historische Analyse der letzten 300 Jahre in der Beziehung zwischen der Roma-Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung durchzuführen. Eine wichtige Komponente des Projekts war die Tatsache, dass, zum Unterschied von anderen ähnlichen Projekten, die Zielgruppe, die Roma-Minderheit, aktiv in das Projekt eingebunden wurde.

Das mit fast 5,5 Millionen Lei mittels einer Norwegischen Förderung unter der Leitung von Dr. Stefan Tobler an der Hermannstädter Universität durchgeführte Projekt wird mit einer Tagung, welche zwischen dem 13. und dem 15. März 2024, in der Hermannstädter ASTRA-Bibliothek stattfinden wird, abgeschlossen. Die Eröffnung der Konferenz findet am Mittwoch, 13. März, im Festsaal der ASTRA-Bibliothek - A-Gebäude, 1. Stock, um 17.00 Uhr statt, gefolgt von der Eröffnung der PARI-Ausstellung im Foyer der Bibliothek - B-Gebäude, um 18.00 Uhr. In der Ausstellung werden die Aktivitäten und Forschungsergebnisse von PARI sowie Fotos, Dokumente und Gemälde gezeigt. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für die soziale Integration der Roma mittels Religion zu sensibilisieren. Die Ausstellung kann bis zum 27. März täglich, außer Samstag und Sonntags zwischen 8.00 und 20.00 Uhr kostenlos besucht werden.

Die nächsten beiden Tage der Konferenz sind wissenschaftlichen Präsentationen gewidmet: 14. März - Tag der Forscher - mit dem Historiker Viorel Achim als besonderem Gast, und 15. März - Tag der offenen Wissenschaft - mit Tatiana Podolinska, Präsidentin der Gesellschaft für  Roma-Studien als besonderem Gast. Am Freitag findet um 11.00 Uhr eine Diskussionsrunde mit Vertretern öffentlicher Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Kirchen statt, wobei am Nachmittag um 14.00 Uhr ein Workshop über partizipative Methoden von Inger-Marie Lid, einer Spezialistin auf diesem Gebiet von der VID-Universität in Oslo durchgeführt wird. Das detaillierte Programm kann auf der Homepage der Tagung abgerufen werden: participatory.ro.