Temeswar (ADZ) – 6,342 Millionen Lei stellt die Europäische Union der Temeswarer West-Universität für die Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus der Fakultät für Chemie, Biologie und Geografie in der Fabrikstädter Pestalozzi-Straße zur Verfügung. Der Rektor der West-Universität, Professor Dr. Marilen Pirtea, und der Leiter der Regionalentwicklungsagentur für die Westregion, Sorin Maxim, haben am Donnerstag den entsprechenden Finanzierungsvertrag unterschrieben. Das einschlägige Projekt wurde bereits 2018 von den zuständigen EU-Behörden genehmigt. Die Kosten für die umfangreiche Sanierung des Dachs, der Fassaden und der Innenräume belaufen sich auf insgesamt 6,7 Millionen Lei, der Eigenbeitrag der Universität liegt bei nur 406.000 Lei. Die Bauarbeiten werden 36 Monate dauern, saniert wird ein fast 120 Jahre altes Gebäude mit einer Grundfläche von 1230 Quadratmetern und einer bebauten Gesamtfläche von 3830 Quadratmetern. Gegenwärtig lernen dort etwa 750 Studierende, das lehrende Personal beziffert sich auf 56 Personen.
1901 wurde das Gebäude von Baumeister Josef Kremer Sr. errichtet, die Entwürfe stammen aus der Feder des Wiener Architekten Ernst Gotthilf. Gotthilf wurde 1865 in Temeswar als Sohn eines jüdischen Großindustriellen geboren, studierte in Zürich und Wien, praktizierte bei dem berühmten Architektenduo Hermann Helmer und Ferdinand Fellner und gründete mit Alexander Neumann ein bald führendes Architekturbüro in Wien. Gemeinsam errichteten sie Miethäuser, Villen und Palais und machten sich auch als Planer von Bankgebäuden einen Namen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich emigrierte Gotthilf nach England, er starb 1950 in Oxford. Sein Temeswarer Werk beherbergte elternlose Mädchen, das Waisenheim wurde nach der Seligen Gisela von Bayern, Königin von Ungarn (984 – 1060), aber auch nach Gisela Louise Marie, Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Bayern (1856 – 1932), einer Tochter von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth, benannt. Das Gebäude befindet sich heute in einem sehr schlechten Zustand, die Sanierung ist seit Jahren fällig, doch oberhalb des Eingangstors ist noch das alte Wappen der königlichen Freistadt Temeswar gut zu sehen.