Reschitza/Temeswar – Beim Temeswarer Sitz des gerichtlich bestellten Liquidators des pleitegegangenen Reschitzaer Entwurfsinstituts für Hydroenergetische Anlagen (ICPEH, gegründet 1966 als CCSITEH, zuletzt Hydro-Engineering SA) waren diese Woche in einem ersten Anlauf die Bauentwürfe für Wasserkraftwerksausstattungen zahlreicher in den Karpaten laufender Wasserkraftwerke käuflich zu erwerben. Die Versteigerung wird nach vorläufiger Planung im Wochenrhythmus jeden Montag wiederholt, also am 14., 22. und 30. April, sowie am 7. Mai, bis das gesamte Archiv an Bauentwürfen verscherbelt ist.
Das einzige derartige Entwurfsinstitut Rumäniens war nach der Wende immer mehr ins wirtschaftliche Trudeln geraten, weil der (staatlich finanzierte) Wasserkraftwerksbau über Jahrzehnte praktisch eingestellt wurde (aber auch aufgrund der undurchsichtigen, extrem schädlich sich auswirkenden und vor allem auf Selbstbereicherung ausgerichteten Führung des übergeordneten Maschinenbauwerks UCM Reschitza, an dessen Spitze die in der Schweiz registrierte INET AG, ihr zeitweiliger Besitzer, als Unternehmensleiter Adrian Chebuțiu gestellt hatte, der schließlich im Gefängnis landete). Letztlich musste Hydro-Engineering SA - so der letzte Name des Instituts – 2013 Insolvenz und bald darauf Pleite anmelden.
Die Versteigerung des Bestands an Bauentwürfen für die hydroenergetischen Ausstattungen wird als Gesamtpaket angeboten, das Aufgaben- und Angebotsheft kostet 595 Lei. Entgegen seit 2013 in Reschitza in Umlauf befindlicher „Schätzungen“ (vor allem, als publik wurde, dass der damalige Unternehmensleiter Chebuțiu sein Raubtierauge darauf geworfen hatte…), die von „Millionen Euro“ bis „unschätzbar“ (im Original: „inestimabil“) gingen, wurde der Startpreis der öffentlichen Versteigerung bei bescheidenen „90.093 Euro plus die Mehrwertsteuer“ festgesetzt. Organisiert wird eine Überbietungs-Versteigerung, wobei die „Schritte“ zwischen einem und zehn Prozent liegen – „bis zum Zuschlag“. Um an der Versteigerung teilzunehmen, muss jeder Interessent vorher allerdings zehn Prozent des veranschlagten pauschalen Startpreises hinterlegen.
Wir erinnern daran, dass das Temeswarer Krebsinstitut „Oncohelp“ bereits vor einem Jahr das an der Ausfahrtstraße nach Karansebesch gelegene Gebäude des Entwurfsinstituts gekauft hat und dort eine Krebsstation einzurichten gedenkt – die erste und einzige im Banater Bergland. Auch weil Oncohelp mit dem zweckentsprechenden Umbau beginnen will, sind die gerichtlich bestellten Liquidatoren gezwungen, das umfangreiche Archiv mit Konstruktionsvorlagen, über das die Hydro-Engineering SA verfügt und das noch im Gebäude lagert, rasch(er) loszuschlagen.
Ein Rundblick über die eventuellen Interessenten am Archivbestand des Entwurfsinstituts ergibt allerdings nur einen einzigen ernsten Interessenten: die vor rund einem Jahr gegründete Abteilung für den Bau und die Reparatur von Wasserkraftwerken des staatlichen Wasserkraftwerksbetreibers Hidroelectrica SA, die Reschitzaer UCMH. UCMH entstand, indem mit höchstem staatlichem Segen (von Premierminister Marcel Ciolacu und Vizepremier Sorin Grindeanu – beide PSD) Hidroelectrica zu Beginn von 2024 sich die Filetstücke aus dem insolventen Reschitzaer Maschinenbauwerk herauskaufte und nun in Reschitza Teile des Standorts wieder auf Vordermann zu bringen versucht (ADZ berichtete).