Rentenpsychose unter Polizisten

31 Polizisten des Banater Berglands haben den Rentenstand beantragt

Reschitza – „Es gibt ausreichend Personal bei der Polizei“, heißt es im Internet unter dem Pseudonym „Vox Populi“, „aber keiner kann die Polizisten aus den Büros raustreiben. Müssen sie doch raus, werden sie krank oder wollen in Rente gehen! Echte Profis gab es bei unserer Polizei nie, auch nicht im Innenministerium, bloß Schlägertypen, die ihre Schule bei den Kommunisten absolviert haben – aber auch die gibt es heute kaum noch. Sie bestehen keinen Minimaltest ihrer Gesetzeskenntnisse, sind vollkommene intellektuelle Nullen, und wenn man ihnen einen Test vorlegt, den unsere Lyzeumsabsolventen bestehen müssen bei der Reifeprüfung, schafft es kein Offizier über eine Drei hinaus. Welches Chaos im Ministerium herrscht, konnte man im Fall Caracal sehen, der ersten ernsthafteren Untersuchung, die durchgeführt wurde. Die sind bloß an Fahrraddiebe und an Diebstahl von Eingemachtem aus Garagen gewöhnt.“

Ausgelöst wurde der Kommentar durch das Bekanntwerden der Absicht der Regierung, das Rentenalter der Polizisten auf 50 zu erhöhen und der Folge dieses Bekanntwerdens: landesweit sind die Polizisten in eine Art Rentenpsychose verfallen, denn tausende haben seit Anfang Dezember ihren Austritt aus dem System durch Verrentung beantragt. Allein im bevölkerungsmäßig überschaubaren Landkreis Karasch-Severin haben 31 Polizisten Rentengesuche eingereicht.
„Im Bereich des Polizeiinspektorats Karasch-Severin haben in den vergangenen 45 Tagen 31 Polizisten ihre Rentenmeldung eingereicht“, bestätigte Kommissar Dinu Nicorici, der Sprecher der Polizei des Banater Berglands. „Eine Rentenmeldung ist ein einseitiges Dokument, das ein Recht fordert: die Rente.

Abgewiesen werden können nach gegenwärtiger Gesetzeslage nur jene Rentenmeldungen, die manche gesetzlich festgeschriebene Kriterien nicht erfüllen. Vorläufig sind noch keine 31 Polizisten in Rente gegangen. Kommt drauf an, wann sie ihre Rentenmeldung eingereicht haben. Dem Chef des Kreisinspektorats der Polizei bleibt nichts anderes übrig, als zu unterzeichnen, wenn alle Kriterien der Verrentung erfüllt sind, womit der Arbeitsvertrag aufgelöst ist.“

Laut Innenminister Ion Marcel Vela fehlen gegenwärtig im System rund 8000 Polizisten. Mit der gegenwärtigen Rentenpsychose unter den Polizisten dürfte das Defizit sich, inoffiziellen Schätzungen zufolge, auf 10.000 erhöhen. Andrerseits ist es kein Geheimnis, dass die Polizisten die Möglichkeiten je früherer Verrentung skrupellos nutzen, um sich meist sofort für andere Jobs zu bewerben und neben der leicht verdienten Rente noch ein (möglichst lukratives und nicht allzu arbeitsintensives) Einkommen einzustreichen. In Reschitza ist der Fall eines Polizeiobersten offenkundig, der sofort nach seiner Verrentung über die PSD-Schiene zuerst Präfekt wurde, daraufhin nacheinander mehrere hochbezahlte Leitungsposten von staatlichen Unternehmen besetzte, jedes Mal sofort weitere Rentner aus den Reihen der Polizisten anstellte und alle Unternehmen, in denen er zu Führungsposten gekommen war, in weniger als einem Jahr vor die Wand fuhr, zuletzt (Ende 2018) das Siedlungswasserunternehmen AquaCaraș.