Rettungsversuch des letzten Hochofens

NGOs starten Projekt „Rücken wir zusammen um den letzten Reschitzaer Hochofen“

Reschitza – Die Freiwilligenorganisation „Make Better“ (MKBT), das Reschitzaer „Museum des Hobbyfilmers“ und die „Gemeinschaftsstiftung Banater Bergland“ (Funadația Comunitară Banatul Montan) wollen mit Unterstützung des Reschitzaer Rathauses Lösungen suchen und umsetzen zur Restaurierung, nachhaltigen Erhaltung und Inwertsetzung des letzten in Reschitza noch stehenden Hochofens. Dieser ist unter der Codebezeichnung CS-II-m-A-10900 auf der Nationalen Liste der Industriedenkmale registriert, steht also grundsätzlich unter Schutz, ist aber seit 1989 (als seine letzte Modernisierung abgeschlossen wurde) nie mehr angeblasen worden und soll – so die Stadtgerüchte – weitgehend seiner Fein-Installationen „verlustig“ sein.

Am Hochofen Nr.2 – die Nummer 1 wurde zu Beginn der 1990er Jahre gesprengt – versammelten sich am 24. April Vertreter aller Obengenannten zu einem Vor-Ort-Besuch, zu dem sie von den Hausherrn, denen von Artrom Steel Tubes, begleitet wurden. Erst einmal betonten die Vertreter des E-Stahlwerks, das Stahl für das Schwesterwerk, das Rohrewalzwerk von Slatina, erzeugt, ihre völlige Offenheit für jeden Vorschlag, der zur Rettung und Inwertsetzung des letzten Reschitzaer Hochofens führen kann – der in ihrem Werkshof steht. Erwin Josef Țigla seitens der Deutschen Bibliothek „Alexander Tietz“ und die Vertreter des Reschitzaer Museums des Hobbyfilmers hatten sodann eine Ausstellung mit Postkarten und Fotos zur Geschichte der Reschitzaer Hochöfen vorbereitet, die als visuelle Einführung zum Thema diente.

Erinnert wurde an die erheblichen Anstrengungen und zahlreichen öffentlichen Manifestationen, deren Folge letztlich die Vermeidung der Sprengung des Hochofens Nr.2 war. Schon zu Beginn der 1990er Jahre, in voller Transformation der Wirtschaft Rumäniens und im angehenden Prozess der Zerstörung der Reschitzaer Schwerindustrie und des Maschinenbaus, war es schließlich der Zivilgesellschaft gelungen, diesen Hochofen – ursprünglich ein (damals schon ziemlich veraltetes) Modell aus den 1960er Jahren – zu retten, indem vorerst eine Sprengung vermieden wurde. So kommt es, dass man heute noch im Werkshof den allmählich dahinrostenden letzten Hochofen von Reschitza sehen kann, der immerhin noch ungefähr dort steht, wo sich vor 254 Jahren die Wiege der Schwerindustrie des Banater Berglands befand.

Vorerst haben die Initiatoren vor, „eine Serie von Aktionen zu starten, die den Wert und die Einzigartigkeit dieses Hochofens der Öffentlichkeit bewusstmachen sollen. Auslösen möchten wir damit eine öffentliche Diskussion bezüglich der Opportunität der Restaurierung, nachhaltigen Erhaltung und Inwertsetzung des letzten Hochofens dieser Art auf dem Gebiet Rumäniens – und seiner neuen Funktion, als besuchbares Zeugnis einer bestimmten Etappe der Industriegeschichte“, heiß es seitens der Projektinitiatoren durch Marina Batog, die Koordinatorin des Projekts. „Schwierig ist es mit der Inwertsetzung und dem öffentlichen Zugang, denn der Hochofen befindet sich auf dem Gelände eines aktiven Stahlwerks. Wir verpflichten uns nämlich auch, nichts zu unternehmen, das die Tätigkeit des Stahlwerks stören könnte.“

Vorgesehen ist ein Dokumentationsbesuch der Projektinitiatoren in Tschechien, in Dolni Vitkovice/Witkowitz im ehemaligen Stahlzentrum Tschechiens in Ostrava. Man möchte gute Praktiken in der Konversion alter Hochöfen vor Ort kennenlernen. Zwischen dem 26. Juli und dem 3. August gibt es in Reschitza ein interdisziplinäres Sommercamp „Reșița Industrial Heritage Lab“ mit Studenten, Architekten, Fachleuten für urbane Regenerierung und Hochschullehrkräften. Besprochen werden Szenarien zur Neu- und Wiederbelebung des alten Hochofens, um ihn einem inte-ressierten Publikum zugänglich zu machen. Im selben Kontext gibt es eine Street Delivery vom 1. bis 3. August, auf der Furnalelor-Straße und um das dort befindliche Kulturzentrum der „Pittner-Schule“, das un-längst restauriert und eröffnet wurde.