Temeswar (ADZ) – Eine Strafrichterin des Temescher Gerichts hat am Montagmorgen Selbstmord begangen. Die 41-Jährige stürzte sich aus dem siebten Stock eines Wohnhauses in einer Neubaugegend an der Arader Straße. Die Alleinstehende hatte ihre Mutter zu Besuch, die einkaufen gegangen war. Als diese zurückkam, sah sie den leblosen Körper ihrer Tochter vor dem Wohnhaus und alarmierte Notarzt und Polizei. Die Umstände des Todes sowie mögliche Hintergründe sind derzeit Gegenstand laufender Ermittlungen.
Der Fall wirft erneut Fragen zur psychischen Belastung innerhalb der rumänischen Justiz auf, da der jetzige Vorfall sich weniger als zwei Monate nach dem Tod von Richterin Georgeta Ciungan vom Kreisgericht Bihor ereignet hat, die ebenfalls durch Suizid ums Leben gekommen war. Die Temeswarer Richterin Sorina Lupșa absolvierte 2006 ein Jurastudium an der West-Universität Timișoara und schloss anschließend ihre Ausbildung am Nationalen Institut für die Magistratur ab. Von 2009 bis 2011 arbeitete sie als Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft des Amtsgerichts Temeswar. Im Februar 2011 wurde sie zur Richterin am Temeswarer Amtsgericht ernannt.
Im November 2013 folgte der erfolgreiche Aufstieg an das Temescher Gericht. Lupșa soll mehreren Berichten zufolge an Depressionen gelitten haben und Urteile nur noch mit mehrmonatiger Verspätung verfasst haben. Unlängst soll die Dienstaufsicht ihre Arbeit geprüft haben.
In den sozialen Netzwerken sorgte der Tod der Richterin auch für emotionale und teils polarisierende Reaktionen. Die umstrittene Richterin Adriana Stoicescu, frühere Präsidentin des Temescher Gerichts, äußerte sich auf Facebook mit scharfer Kritik an der öffentlichen Stimmung gegenüber Justizangehörigen: „Ihr habt Sorina in den Tod getrieben. Ihr und euer Hass. (...) Sie war traurig, erschöpft, und auch sie wurde beschimpft und verflucht – wie wir alle.“ Stoicescu warf Teilen der Gesellschaft und insbesondere Kommentatoren in den sozialen Medien vor, durch ständige Anfeindungen zur psychischen Belastung der Richterin beigetragen zu haben. Stoicescus Äußerungen stießen sowohl auf Zustimmung als auch auf deutliche Ablehnung.