Schöpfungsbewahrung mit Ökosiegel

Stadtpfarrgemeinde Hermannstadt arbeitet seit fünf Jahren umweltbewusst: Eine Bilanz

Der passionierte Radfahrer Kilian Dörr vor den Ständen des Biomarktes auf dem Huetplatz.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Die evangelische Gemeinde in Hermannstadt/Sibiu führte 2009 als erste Kirchengemeinde in Osteuropa ein Umweltmanagement ein. Ihr Modell macht mittlerweile Schule. Die orthodoxe Gemeinde „Bună Vestire“ und das evangelische Schülerwohnheim übernehmen ökologische Ansätze der Gemeinde, teilte Stadtpfarrer Kilian Dörr in einem Gespräch mit.


Sein jüngstes Projekt hat die anfänglichen Schwierigkeiten überstanden. Der Biomarkt auf dem Huetplatz/Piaţa Huet etablierte sich seit Juni zu einem festen Anlaufpunkt für qualitätsbewusste Käufer. Ein Dutzend Händler bieten jeden Freitag in Hermannstadt und Umgebung produzierte Biolebensmittel an. Mittlerweile greift sogar die stadteigene Gesellschaft SC Pieţe diese Idee auf und möchte eigene Biomärkte in verschiedenen Hermannstädter Stadtvierteln organisieren.

Was 2006 mit dem Engagement für Umweltschutz begann, habe sich zu einer Philosophie für bewusstes Leben in allen Belangen ausgeweitet, betont Dörr, und verweist auf die von der Gemeinde veröffentlichte Umweltfibel, in der jedermann Energiesparmöglichkeiten sowie Entspannungsvorschläge nachlesen kann.

Mit dem Erreichten gibt sich der Stadtpfarrer nicht zufrieden. Man suche permanent nach Verbesserungsmöglichkeiten, so Dörr. Sukzessive werden derzeit im Gästehaus neben dem Pfarramt die Zimmerdecken wärmeisoliert und die Innenfenster mit einer modernen Dreifachverglasung versehen. Auf dem Dach des Gästehauses sorgt eine solarthermische Anlage für warmes Wasser. Im Pfarrhaus sind ähnliche Maßnahmen schon durchgeführt. Auch in kircheneigene Häuser sowie die Stadtpfarrkirche wurde und wird weiter investiert.

Auf etwa 100.000 Lei schätzt Dörr die bisherigen Kosten für die zahlreichen kleineren und größeren Maßnahmen. Wie sehr das Thema in alle Bereiche des gemeindlichen Lebens vordringt, verdeutlicht das Beispiel Dienstfahrräder. Alle Mitarbeiter dürfen und sollen gerade auf kurzen Wegen eines der Gemeindefahrräder nutzen. „Wir wollen, dass es wieder schick wird, Fahrrad zu fahren“, meint der passionierte Radler Dörr. Die zurückgelegten Dienstkilometer können sie später abrechnen, ähnlich wie für Dienstfahrten mit dem Auto gibt es für jeden Kilometer 50 Bani.

Niedertemperaturwandheizung in der Sakristei, Toilettenspülung mit Regenwasser, Holzvergaserheizung im Pfarramt, Verwendung von energiesparenden Elektrogeräten, aber auch der Bau von Nistplätzen für Fledermäuse, die Aufforstung des Hammersdorfer Kirchenwaldes, Rasenpflege mit Schafen, eine Solaranlage auf dem Hammersdorfer Pfarrhaus – die Liste der bisherigen Initiativen ist lang und zeigt eines: Die Gemeinde probiert vieles aus und geht neue Wege bei der Bewahrung der Schöpfung.

Die Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre möchte die Gemeinde nun weitergeben. Beispielsweise an den orthodoxen Pfarrerkollegen Ilie Arsenie von der „Biserica din Groapă“, wo künftig in einem ersten Schritt Regenwasser aufgefangen und für die Bewässerung des Friedhofes genutzt werden soll.