Klausenburg – 1991 hätte sie nicht nur ihren Kittel, sondern auch die Berufung zum Unterrichten abstreifen können – Judith Szabó hingegen, Juni 1928 in eine ungarisch-slowakisch-jüdische Familie der Kleinstadt Sanktanna//Sântana im Kreis Arad hineingeboren, hat ab Eintritt in das Rentenalter noch einige Jahre lang an der Abendschule der christlich-reformierten Stiftung „Diakonia“ Krankenschwestern ausgebildet. Beigesetzt wurde die erste Chirurgin Siebenbürgens und vielleicht sogar Rumäniens am Freitagmittag, dem 21. Februar, auf dem berühmten „Házsongárdi temetö“ (magyarische Entlehnung des deutschen „Hasengartens“) in Klausenburg/Cluj-Napoca inmitten etlicher anderer jüdischer Gräber des städtisch höchstgelegenen Friedhofsareals am Observatorium. Da Judith Steiner im Banat aufwuchs, entgingen sie und ihr mittelständisches Elternhaus glücklicherweise dem Zweiten Wiener Schiedsspruch. Ihrem Vater jedoch blieb die Erfahrung von Zwangsarbeit nicht erspart, und von den Rassegesetzen Rumäniens betroffen war leider auch der Bildungsweg Judith Steiners. In Arad dafür, wohin ihre Familie zwanghaft umgezogen war, besuchte sie eine von der jüdischen Gemeinde selbstverwaltete Schule, die ohne behördliche Anerkennung Unterricht in der vollen Breite sämtlicher Gegenstände gab, und legte 1947 an einem staatlichen Gymnasium das Abitur ab.
1953 beendete Judith Steiner ihr Medizin-Studium in Klausenburg als diplomierte Ärztin, die sich ab dem vierten Jahr der Ausbildung für allgemeine Chirurgie verschrieben hatte, und stand die ersten zehn Jahre ihrer Laufbahn im Dienst der Kranken-Anlaufstelle von Oberwischau/Vi{eu de Sus, wo unter spärlichsten Konditionen nur drei chirurgisch Bedienstete sowie zwei Schwestern Verantwortung für die Einwohnerschaft eines ganzen Oblast trugen, der zahlreiche Bauern und Forstarbeiter beschäftigte. 1959 heiratete Judith Steiner Zahnarzt László Szabó und schaffte 1964 den beruflichen Aufstieg als Universitäts-Assistentin und Chirurgin nach Klausenburg. Den Nachruf von Patientin Maria Roth hat noch am Tag der Beerdigung von Judith Szabó das Online-Magazin baabel.ro publiziert: gelesen wurde er schon einige Hunderte Male.