Klausenburg – Nichts anderes als ein milchweißes Pianino der Serienproduktion „Caraiman“ aus den bald nach 1989 aufgelösten Werkstätten der historischen Bukarester Musikinstrumentenfabrik „Doina“ steht nebst handelsüblich modernen Zuschauersesseln im Vortragsraum des Istituto Romeno di Cultura e Ricerca Umanistica di Venezia, das Nicolae Iorga Frühjahr 1930 im Palazzo Correr auf dem Campo Santa Fosca im Sestiere („Stadt-Sechstel“) Cannaregio der weltberühmten Lagunenstadt gegründet hatte. Doch weil das kommunistische Rumänien den 1940 ermordeten Gelehrten jäh in das Abseits seiner tendenziösen Geschichtsschreibung verbannte, folgten auch für die venezianische „Casa Romena“ bittere 44 Jahre Zwangsvernachlässigung, der erst im Januar 1989 durch Aufnahme einer höchst dringend überfälligen Restaurations-Baustelle Einhalt geboten wurde, nachdem das Rathaus von Venedig die Regierung unter Staatschef und Diktator Nicolae Ceaușescu 1988 ausdrücklich angemahnt hatte, den zur Ruine verkommenen Altbau aus dem 16. Jahrhundert vor endgültigem Verfall zu retten. 1992 endlich wurde er zum zweiten Mal seit der Zwischenkriegszeit seiner Bestimmung übergeben. Längst hat sich das Istituto Romeno di Cultura e Ricerca Umanistica di Venezia wieder als ein elitärer Umschlagplatz für das kulturelle Eigenwerben Rumäniens in Italien etabliert. Das seit 2013 am letzten August-Tag anstehende Feiern der rumänischen Sprache auch im Ausland hat die venezianische Agentur des Rumänischen Kulturinstituts (ICR) letzte Woche am frühen Donnerstagabend mit einem Liederabend im Palazzo Correr markiert. Sopranistin Ioana Olivia Badiu-Avram und Pianistin Mira-Natalia Gavriș, beide aus Klausenburg/Cluj-Napoca und ebendort an der Gheorghe-Dima-Musikakademie (ANMGD) tätig, haben ihn bestritten. Hauptstück ihres Programms waren fünf Gedichte von Philosoph Lucian Blaga (1895-1961), der Italien 1911 als Gymnasiast auf Bildungsreise hatte kennenlernen können. Drei der entsprechenden fünf Vertonungen für Singstimme und Klavier tragen die Handschrift von Sigismund Toduță (1908-1991), Absolvent der Accademia Santa Cecilia in Rom und Träger eines Promotions-Diploms vom Päpstlichen Institut für Kirchenmusik (1938). Und je ein weiteres Lied auf Verse von Lucian Blaga, die Eta Boeriu (1923-1984) in das Italienische übertragen hat, stammten auch in Venedig von Ede Terényi (1935-2020) und Cornel Țăranu (1934-2023). Das Konzert im Palazzo Correr haben Sängerin Ioana Olivia Badiu-Avram und ihre Klavierpartnerin Mira-Natalia Gavriș mit dem Kunstlied „L´eco“ von Venezianer Gian Francesco Malipiero (1882-1973) auf gleichnamige Strophen vom Renaissance-Dichter Angelo Poliziano (1454-1494) und nicht von ungefähr auch mit der „Nella Fantasia“ von Filmmusik-Legende Ennio Morricone (1928-2020) beschlossen. Nach Venedig angereist waren sie zu dritt mit Musikwissenschaftlerin Cristina Pascu, die als Pressesprecherin der ANMGD einen einführenden Vortrag über historisch bedingte Eigenheiten italienischen Ursprungs im Musikleben Klausenburgs beisteuerte. Dank für den Gast-Aufenthalt als Trio in Venedig gilt auch der 2015 von Vasile Vlașin gegründeten Stiftung für Bildung und Wohltätigkeit „Părinți Salvatori – Lifesaving Parents“, für die Studierende der ANMGD am 7. Dezember 2022 ein Benefizkonzert gespielt hatten. Auf Vermittlung des Istituto Romeno di Cultura e Ricerca Umanistica di Venezia zudem reist aktuell noch bis Freitag, den 8. September, Mircea Cărtărescu als Festival-Gastvortragender in das napoletanische Pomigliano d´Arco und die norditalienischen Zentren Mantova und Padova.