Ferdinandsberg - Unbeeindruckt von den ständigen Mahnwachen an den Werktoren des Stahlwerks „Ductil Steel“ in Ferdinandsberg/Oţelu Roşu werden in den Büros des Werks die Entlassungsschreiben der 416 Arbeitnehmer ausgestellt. Zu den Mahnwachen versammeln sich trotz nasser Kälte täglich um die 200 Personen und halten die Proteste nun schon seit zwei Wochen durch. Hoffungen, dass dadurch etwas erreicht wird, macht sich keiner mehr, auch wenn die Politiker die Muskeln spielen lassen.
Im Tagungssaal des Kreisrats waren zuerst fünf Parlamentarier und der Kreisratsvorsitzende Sorin Frunzăverde hinter verschlossenen Türen mit den Gewerkschaftsvertretern zu einer „Beratung zur Rettung des Stahlwerks an der Bistra“ zusammengetreten, wie es nachher in der Erklärung für die Medien hieß. Der Insolvenzverwalter oder ein Vertreter der neuen Besitzer aus Bukarest waren nicht erschienen. Man wolle sich mit dem Wirtschaftsminister zusammensetzen (der allerdings mit dem viel größeren Oltchim Râmnicu Vâlcea voll und ganz ausge- und offensichtlich auch überlastet ist), war die Meldung, die wenig Enthusiasmus hervorrief und keine Hoffnung aufkeimen ließ. In Sachen privater Schwerindustrie hat der Staat nichts zu sagen. Auch wurden allerhand Lösungen auf lange Sicht in den Raum gestellt, etwa eine (illusorische) „Metropolitanzone“ mit dem florierenden Karansebesch/Caransebeş in der Nähe.
Am eifrigsten hat sich die im Dezember erstmals gewählte PDL-Abgeordnete Valeria Scheulean für die Ductil-Angestellten engagiert. Sie lässt sich in ihrem neu eingerichteten Abgeordnetenbüro in Ferdinandsberg – gleichzeitig der neue PDL-Sitz in der einstigen PDL-Hochburg, dessen Kosten sie aus Abgeordnetenspesen übernimmt – haufenweise Vollmachten ausstellen zur rechtsanwältlichen Vertretung der Entlassenen. Und als Rechtsanwältin wird die 32-Jährige wohl viel zu tun haben, denn die Entlassungsschreiben sind ziemlich verwirrend. Gewerkschaftschef Victor Sabău fasst das Thema so zusammen: „Die Leute verstehen kaum, was die Worte in den betreffenden Entlassungsschreiben zu bedeuten haben. Denn dort wird die Tatsache unterstrichen, dass bei der Entlassung die Vorgaben des Tarifvertrags eingehalten werden. Aber der Tarifvertrag sieht für Ductil Steel vor, dass bei Massenentlassungen drei Monatslöhne als Abfindung auszuzahlen sind, sowie alle anfallenden Einkommenszulagen für drei Monate.“
Im Entlassungsschreiben steht als Begründung der Entlassungen „Personalreduzierung wegen Tätigkeitseinschränkung des Unternehmens“. Eine Nachfrage bei der Zentrale des Unternehmens ergab, dass man hier immer noch am Jahreshaushalt für Târgovişte, Buzău und Brăila arbeite (die drei Werke, die in Betrieb bleiben sollen, während Câmpia Turzii und Ferdinandsberg geschlossen werden – ADZ berichtete) „und wenn Geld übrig bleibt, werden auch die Abfindungen für die Entlassenen ausgezahlt.“ Ductil Steel Ferdinandsberg soll als Werk „konserviert“ bleiben, um „eventuell“ wieder angefahren werden zu können, „wenn es die Konjunktur erfordert“. So der Bescheid, den Gewerkschaftschef Sabău bekam.
Zum selben Thema die PDL-Abgeordnete Valeria Scheulean: „Es ist nun bekannt, dass der 13. Mai der Stichtag für die Entlassungen bei Ductil Steel ist. Gleichzeitig wird aber auch an einem Reorganisierungsplan für Ferdinandsberg und Buzău – wo die beiden Ductil-Werke stehen – gearbeitet. Immerhin sind allein in Ferdinandsberg in den letzten Jahren durch den russischen Vorbesitzer Mechel-Steel 50 Millionen Euro in Modernisierungen investiert worden. So etwas kann nicht umsonst gewesen sein. Ich gehe also davon aus, dass in irgendeiner Form hier die Tätigkeit wieder aufgenommen wird. Da es sich aber um einen privaten Investor handelt, sind dem Staat die Hände gebunden. Auf alle Fälle bleibt mein Angebot an die Arbeitnehmer bestehen: Ich bin bereit, gratis die Interessen der Entlassenen zu vertreten!“