Streik in den Staatsarchiven

Es geht um Lohnangleichung und menschlichere Arbeitsbedingungen

Reschitza – Seit Mai kriselt es unter den Angestellten der Rumänischen Staatsarchive, landesweit, die dem Innenministerium (!!! – ein Anachronismus) unterstellt sind. Die Archivangestellten haben nun einen unbefristeten Streik ausgerufen, in dem ihre Gewerkschaft von der sehr aktiven und oft zur Standhaftigkeit genötigten Polizeigewerkschaft EUROPOL logistisch, moralisch und als Verhandlungsführer mit den Vertretern des Innenministeriums unterstützt wird.

In einer dramatisch gehaltenen Bekanntgabe ihres Streikbeginns sprechen die Vertreter der Angestellten der Nationalarchive von „ernsthaften Problemen“, die „zu katastrophalen Folgen für eine demokratische Gesellschaft führen können“.
Dr. Ovidiu Laurențiu Roșu, der Direktor der Filiale Karasch-Severin der Nationalarchive mit Sitz in Karansebesch, sprach vor den Medien kurz die wichtigsten Gründe für die Unzufriedenheit der Archivangestellten des Banater Berglands an: „Bei uns arbeiten insgesamt zehn Angestellte, acht haben den Status eines öffentlichen Beamten – „funcționar public“ – und zwei sind Vertragspersonal. Hauptgrund zur Unzufriedenheit ist auch bei uns das Ausbleiben gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, wir nennen das ´Uniformisierung des Lohns` der Angestellten der Kreisfilialen der Nationalarchive mit den Löhnen der Zentralstelle der Archive in Bukarest, also gleiche Löhne wie die unserer Bukarester Kollegen. Der zweite, für uns sehr wichtige Grund sind die Arbeitsbedingungen, im Sinne des Arbeitsumfelds. Und das betrifft ganz direkt und konkret jeden unserer Arbeits-Plätze, aber und implizite auch die Aufbewahrungsbedingungen der uns anvertrauten Dokumente. Die Räumlichkeiten, wo die Karasch-Severiner Filiale der Nationalen Archive untergebracht ist, sind einfach nicht entsprechend.“

Zur Erklärung dieser Aussagen des immer sehr vorsichtig formulierenden Leiters der Nationalarchive in Karansebesch: die Nationalarchive Karasch-Severin sind, aufgrund einer lange zurückliegenden Entscheidung, in Karansebesch in keineswegs entsprechenden Räumen und ganz unpassenden Gebäuden untergebracht – früher, auch nach dem Umzug in leergewordene Kasernenbauten nach dem Nato-Beitritt Rumäniens. Und weder beim alten Sitz, einem verfallsbedrohten Gebäude im Stadtzentrum, noch beim neuen Sitz, den ehemaligen Kasernen, ist nie ernsthaft etwas renoviert worden.

Der Vorsitzende der EUROPOL-Gewerkschaft Karasch-Severin, Gabriel Cătălin Artinescu, ist da direkter und kategorischer: „Es muss unterstrichen werden, dass seit Dezember 2023, als der Eilbeschluss der Regierung Nr.128 zur öffentlichen Diskussion gestellt wurde – er wurde am 28.12.2023 von der Regierung angenommen und veröffentlicht, als Gesetz – sich die Minister diverser anderer Berufskategorien hinter ihre Angestellten gestellt und Demarchen zur Lohnangleichung für gleiche oder vergleichbare Arbeit durchgesetzt haben. Der Innenminister nicht. Er ließ die Angestellten der Nationalarchive einfach links liegen. Im Mai 2024 hat EUROPOL als Gewerkschaft eingegriffen, als der Kollektivvertrag ausgehandelt wurde. Doch im Laufe der Tarifverhandlungen mussten wir überrascht feststellen, dass das Innenministerium, Hand in Hand mit der Nationalen Leitung der Nationalarchive, effektiv die Gesundheitsnormen und die Sicherheit am Arbeitsplatz ignorieren, dass sie einfach die Angestellten der Nationalarchive sorglos gefährden. Da haben wir den Arbeitskonflikt für eröffnet erklärt. Jetzt verweigern wir jeglichen Kompromiss, denn es geht effektiv um die tagtägliche Gefährdung der Gesundheit jedes einzelnen Archivangestellten. Deswegen unterstützt EUROPOL den Streik der Archivangestellten.“

Beklagt wird auch das akute Fehlen von Personal in den Territorialarchiven, neben dem hohen Lohngefälle zwischen Zentralarchiv und Territorialarchiven, und, zusätzlich zu den prekären Arbeitsbedingungen, auch die nicht angemessenen Aufbewahrungskonditionen fürs Archivmaterial.