Temeswarer Arzt soll sich selbst gegen Covid-19 geimpft haben

Kreisspital prüft Sanktionen / Professor Păunescu: grippeähnliche Symptome

Temeswar (ADZ) – Nachdem der Temeswarer Arzt und Professor Virgil Păunescu Ende voriger Woche über Facebook mitgeteilt hat, dass er sich selbst einen Impfstoff gegen das Coronavirus geimpft habe, nahm das Temescher Kreiskrankenhaus Stellung und ordnete eine sofortige Untersuchung des angeblichen Vorfalls an. Eine Prüfungskommission soll aus Ärzten des Kreiskrankenhauses und Professoren der Temeswarer Medizin-Universität gebildet werden, sagte Spitaldirektor Raul Pătrașcu. Păunescu leitet das dem Kreiskrankenhaus angegliederte Oncogen-Forschungszentrum für Gentherapien in der Behandlung von Krebskrankheiten. Schon in den Anfangstagen der Covid-19-Pandemie hieß es, dass die Temeswarer Forscher an einem Impfstoff arbeiten würden. Die Weltgesundheitsorganisation nahm das Oncogen-Zentrum auf die weltweite Liste jener Einrichtungen auf, die an der Erforschung von Impfstoffen beteiligt sind.

Am Donnerstag überraschte dann Păunescu mit der Nachricht, dass er sich im April zwei Mal selbst geimpft habe und dass es ihm gut gehe. Er wolle die Gesellschaft darüber in Kenntnis setzen und seine Empörung kundtun, dass keine offizielle Stelle sich bei ihm und seinen Kollegen nach dem Stand ihrer womöglich bahnbrechenden Forschungsarbeit erkundigt habe. Auch beklagte Păunescu die mangelnde Finanzierung der Forschung im Bereich und forderte die Regierung auf, von der EU zu Zwecken der Pandemie-Bekämpfung bereitgestelltes Geld auch für die von Oncogen betriebene Forschung zur Verfügung zu stellen. Die Selbstimpfung sei keineswegs illegal gewesen, er habe nun seinen gesundheitlichen Zustand dokumentiert, so dass weitere Tests durchgeführt werden können, schrieb der Arzt.

Daraufhin erklärte Spitaldirektor Pătrașcu, dass die Leitung des Kreiskrankenhauses von der Absicht Păunescus, sich selbst zu impfen, nicht informiert worden war und dass womöglich mehrere Gesetzesverstöße vorliegen. Die Verabreichung von medizinischen Substanzen, an denen noch geforscht werde, an Menschen obliege der Zustimmung der Krankenhausleitung und des Ethikrats, dies gelte auch dann, wenn der forschende Arzt Experimente an sich selbst vornehmen wolle. Zwar habe man volles Vertrauen in das intellektuelle Können und das Fachwissen des Professors, doch sei man von der Entwicklung eines einsatzfähigen Impfstoffes gegen das Coronavirus noch weit entfernt. Die Bürger sollten darüber informiert werden, so dass sie sich ein objektives Bild von der Sachlage machen können, setzte der Direktor des Krankenhauses fort.

Ihm habe Păunescu gesagt, dass er grippeähnliche Symptome entwickelt habe, doch eine schriftliche Dokumentation liege der Krankenhausleitung nicht vor. Nun soll der Prüfungsausschuss für Aufklärung sorgen und entscheiden, ob gegen den Oncogen-Leiter Sanktionen erteilt werden müssen oder nicht.

In Rumänien sei allein das Bukarester Cantacuzino-Institut in der Lage, einen Impfstoff zu entwickeln, weil es die Voraussetzungen der biologischen Sicherheitsstufe 4 erfülle, während sich das Temeswarer Oncogen-Zentrum auf der Sicherheitsstufe 2 befinde, hieß es ferner. Wichtig sei, dass Professor Păunescu seine wissenschaftliche Vertrauenswürdigkeit nicht aufs Spiel setze und womöglich auch noch verliere. Im Fernsehen erklärte Păunescu daraufhin, dass er eine Zusammenarbeit mit den Bukarestern vom Cantacuzino-Institut anstrebe und dass die Herstellung eines Impfstoffs möglich sei. Er habe die Impfung unter der Form von Nasentropfen vorgenommen. Er habe das getan, weil die Forschungen wegen Geldmangel zu versanden drohen und er darauf aufmerksam machen wollte. Er sei der Hauptforscher auf dem Gebiet und habe das Recht, als Erster zu beobachten, was nach der Impfung geschehe. Natürlich habe er auch Tierexperimente durchgeführt, aber letztendlich müssen die Stoffe am Menschen getestet werden, sagte Păunescu.

Zwar hege er nicht die Illusion, dass der Covid-19-Impfstoff aus Temeswar kommen und sein Zentrum den Planeten retten werde, doch er kämpfe dafür, dass die Temeswarer Forschungseinrichtung in der Nähe der weltweit führenden Forschung in diesem Bereich bleiben könne. Letztendlich müsse auch Rumänien in der Lage sein, einen sicheren Impfstoff herzustellen, das Cantacuzino-Institut solle ihn produzieren. Eine Vereinbarung zwischen den beiden Instituten bestehe bereits.