Temeswar (ADZ) – Der Verwaltungsrat des seit Jahren von akuter Geldnot geplagten Temeswarer Fernwärmelieferanten Colterm hat am Montag beschlossen, einen Insolvenzantrag zu stellen. So wolle man sich vor den zahlreichen Gläubigerforderungen schützen und den Grundstein für den finanziellen Wiederaufbau des Unternehmens stellen. Dies teilte Bürgermeister Dominic Fritz am Montag in einer außerordentlichen Pressekonferenz mit. Er kenne die Sorgen der Temeswarer Bürger und wolle ihnen versichern, dass ihre Wohnungen auch in diesem Winter geheizt werden. Allerdings befinde man sich in einer schweren Krise, die einzige Lösung sei eben der Schutzschirm des Insolvenzrechts. Dadurch werde man in der Lage sein, die Lieferung von Fernwärme und Warmwasser fortzusetzen. Man habe mehrere Lösungsansätze geprüft, das Insolvenzverfahren erweist sich als die einzig machbare und nützliche Variante, erklärte der Bürgermeister.
Da seine Verwaltung an die Zukunft der Fernwärme glaube, wolle man durch einen Insolvenzplan den Wiederaufbau des Unternehmens und den gleichzeitigen Abbau des historischen Schuldenbergs in die Wege leiten. Gegenwärtig seien die Colterm-Konten gepfändet, jeder eingegangene Leu komme direkt den Gläubigern zugute, so dass jedwede Finanzspritze, die das Unternehmen derzeit bekomme, der Tilgung von Altlasten diene und nicht der Bezahlung von laufenden Rechnungen für Kohle und Gas. Für Colterm schaffe man durch den Insolvenzantrag die Chance eines sauberen, schuldenfreien Neubeginns, sagte Fritz weiter und wies noch einmal auf die umfangreichen Investitionen, die die Stadt bei Colterm plane und teilweise bereits durchführe. Die Instandsetzung von insgesamt 30 Kilometern Warmwasserleitungen habe begonnen, die Weltbank unterstütze die Stadt bei der Aufstellung einer langfristigen Strategie im Bereich der Energiegewinnung. Die Insolvenz werde solche Projekte nicht stoppen, sondern zusätzliche Anreize für die Modernisierung des Unternehmens schaffen, das ohne diese Modernisierung nicht überleben könne.
Allerdings bräuchte es gerade jetzt die Unterstützung durch die Regierung. Er habe sich mit anderen Bürgermeistern beraten, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hätten. Im Juli habe man für eine Megawattstunde Erdgas 270 Lei bezahlt, jetzt liege der Preis bei 830 Lei. Deshalb habe die Stadt Temeswar einen Antrag auf die Zuteilung von Kohle aus den Notfallreserven der Regierung gestellt. Der Antrag soll von der Temescher Präfektur an das Kabinett weitergeleitet werden. Colterm verbrenne Kohle und Gas und man wolle derzeit den Kohleanteil steigern, um somit der massiven Erdgaspreiserhöhung auszuweichen. Die Verbrennung von Kohle führe aber zu einer verstärkten Umweltverschmutzung, diese müsse man durch den Erwerb von Emissionszertifikaten kompensieren. Zuteilungen aus der Staatsreserve seien von Vorteil, weil es sich hierbei nicht um Markttransaktionen handele und der Erwerb von Emissionszertifikaten deshalb nicht zur Diskussion stehe.
Die Opposition kritisierte die Mitteilung des Bürgermeisters scharf. Der PSD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Radu Țoancă, sagte, dass sich der Bürgermeister jetzt umsonst beeile, wenn er so viel Zeit vergeudet habe. Dessen Adminis-tration sei einfach nicht in der Lage, das Colterm-Problem in den Griff zu bekommen. Vor acht Monaten habe er Fritz gesagt, dass ein transparentes Insolvenzverfahren die einzige Lösung sei, doch damals wollte der Bürgermeister nichts davon wissen. Die angeblichen Fachleute, von denen er sich umgeben ließ, hatten anscheinend bessere Lösungen parat, einen davon konnte man auch um 3 Uhr in der Nacht wecken, er hätte nur Lösungen für Colterm aufzählen können. Damit hatte sich Fritz damals gebrüstet, jetzt erzähle er uns, wie toll die Insolvenz sei, sagte Țoancă. Das achtmonatige Zaudern des Bürgermeisters kostete Colterm die 21 Millionen Euro hohe Geldstrafe durch die Verwaltung des Umweltfonds wegen der nicht erworbenen Emissionszertifikate, die vollständige Verpfändung der Konten durch die Steuerbehörde ANAF sowie die Chance, im Frühjahr und Sommer Kohle und Gas zu den damaligen Preisen zu kaufen. Hätte Fritz vor acht Monaten die Insolvenz eingeleitet, hätte er die Maßnahme auf das Herzlichste begrüßt, jetzt könne er sie nur noch kritisieren, schlussfolgerte der Sozialdemokrat. Es sei zu wenig und zu spät.