Karansebesch - Neun der zwölf Kilometer der Umgehungsstraße von Karansebesch sind bis zum 31. Juli gesperrt, teilt die Verwaltung der Nationalstraßen, CNADNR, mit, und den Fernlastern der West-Ost-Route wird als Alternative zur Durchfahrt durch Karansebesch als Route entweder Temeswar – Lugosch – Deva oder Temeswar – Reschitza – Anina – Bozovici – Iablaniţa angeboten. Die Stadtleitung von Karansebesch besteht weiterhin auf einer ziemlich saftigen Durchfahrtsgebühr, die bis zu 1000 Lei (rund 250 Euro) für eine Durchfahrt reicht.
Das Kommuniqué von CNADNR gibt den genauen Grund an, weshalb der Bauausführer Copisa ultimativ aufgefordert wurde, die Umgehungsstraße zu reparieren: Der Viadukt über das Valea Mare-Tal, der als schadhaft betrachtet und für verkehrsunsicher gehalten wird. Direkte Schuldzuweisungen enthält das CNADNR-Kommuniqué keine, allerdings kann man sich bei den Aussagen einiges dazudenken, wenn man die Hintergründe kennt. „2011, im Dezember, um die Finanzierungsbedingungen seitens der EU einzuhalten, haben die Leitung von CNADNR und des Transportministeriums die Umgehungsstraße Karansebesch eingeweiht“, heißt es da. Vom Druck, den damals das Rathaus Karansebesch und Bürgermeister Ion Marcel Vela über die ihm zur Verfügung stehenden Parteischienen ausgeübt haben, kein Wort.
Karansebesch wollte endlich den Schwerlastverkehr aus der Stadt haben. Auch wird kein Wort darüber verloren, dass die Straße freigegeben wurde, ohne fertig zu sein. Und drittens steht da kein Wort über die Spannungen zwischen CNADNR und Copisa, weil die Straßenverwaltung dem Bauausführer sehr viel Geld schuldete (und noch immer im hohen Maß schuldet) – den rumänischen Finanzierungsbeitrag. Gleichzeitig hatte das Transportministerium die Kosten der Instandhaltung jener Karansebscher Straßen los, auf denen sich der Durchgangsverkehr abwickelte.
Als im Mai 2012 die Fertigstellungsarbeiten an der Umgehungsstraße begannen – wieder mit voller Verkehrsumleitung durch die Stadt, mit der Bedingung seitens des Stadtrats, dass anschließend die entstandenen Straßenschäden von Copisa repariert werden. Und dass CNADNR das bezahlt – so hatte es Copisa verstanden. Doch CNADNR kann, laut Gesetz, keine Straßenreparaturen zahlen an Straßen, für welche die Straßenverwaltung nicht mehr verantwortlich ist. Hier das Dilemma und die Erklärung für die Patt-Situation, in der sich die drei Akteure – CNADNR, Copisa und Karansebesch – befinden.
Interessant ist auch die Lage des Bauausführers Copisa. Die Umgehungsstraße von Karansebesch ist noch nicht offiziell vom Auftraggeber übernommen. Also ist sie auch noch nicht in der Garantiefrist und alle Arbeiten, die daran ausgeführt werden, müssen extra bezahlt werden. Nur: von wem? Da zudem CNADNR Copisa noch einen Haufen Geld schuldet, lässt Copisa wissen: „Der Fehler von CNADNR und die Eile des Transportministeriums, diese Straße für den Verkehr freizugeben und damit alle Verantwortlichkeiten von sich zu weisen, unter Umständen, wo sie es versäumt haben, die Umgehungsstraße abzunehmen, all das hat zum gegenwärtigen Durcheinander geführt.“
Bürgermeister Ion Marcel Vela, der in dieser Angelegenheit nicht mit der vollen Wahrheit an die Öffentlichkeit getreten war, setzt nun auf die Karte der Zerstörung historischer Gebäude im Karansebescher Stadtzentrum, wenn der Schwerlastverkehr monatelang durchgeleitet wird, zögerte aber keinen Augenblick, den Vorschlag zur Einführung einer Durchfahrtsmaut zu unterstützen, die, laut Bloggern, „die Stadt reich machen wird“. Jetzt, unter dem Druck der protestierenden Fernfahrer, schlägt Vela eine provisorische Parallelstraße vor, die über den Gemeindehottert führen soll – etwa nach Beispiel von Busiasch, wo einen Sommer lang über Ackerland gefahren wurde, bis die Umgehungsstraße fertig war. CNADNR schlägt den Fernfahrern die eingangs erwähnten Alternativrouten vor. In Reschitza waren am Wochenanfang schon Fernlaster gesichtet worden, die durchdonnerten.