Vielfalt und interkultureller Dialog bei der fünften Mini-Spielzeit des Radu-Stanca-Theaters

Konferenz im Spiegelsaal mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur und Diplomatie. V.l.n.r.: Christian Plate (Ministerialrat in der Deutschen Botschaft Bukarest), Kerstin Ursula Jahn (Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt), Constantin Chiriac (Direktor des Radu-Stanca-Theaters), Dr. Paul-Jürgen Porr (Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien) und Hunor von Horváth (Leiter der Deutschen Abteilung). Foto: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Auch im Rahmen der fünften Mini-Spielzeit der deutschen Abteilung des Hermannstädter Radu-Stanca-Theaters konnte wieder eine Vielzahl von neuen Theaterstücken präsentiert werden: Vom 12. bis 15. März zeigte das Theater Unter dem Motto „Gute Kunst ist eben ansteckend!“/ „Arta bun² e molipsitoare!“ mehrere Aufführungen von Produktionen, die die deutsche Abteilung des Theaters kürzlich in ihr Programm aufgenommen hat und an denen sich die Vielfalt der verschiedenen Arten, Theater zu machen, ablesen lässt.

Dies waren „Der Prozess“ nach Franz Kafka in der Regie von Botond Nagy, „Einfach das Ende der Welt“ von Jean-Luc Lagarce in der Regie von Eugen Jebeleanu, die „Bluthochzeit“ von F.G. Lorca in der Regie von Hunor von Horváth sowie als krönender Abschluss das Stück „Mit Steinen in den Taschen“ von Marie Jones in der Regie von Daniel Plier. Neben den Theateraufführungen fanden auch zwei Diskussionsrunden über die Art des Theatermachens mit dem Publikum statt.

Zur Stärkung der internationalen Netzwerke des Theaters war auch ein Arbeitstreffen mit einem strategischen Austausch über die Zukunft des deutschsprachigen Theaters in Rumänien angesetzt: Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Kultur und Diplomatie tauschten sich am vergangenen Freitag im Spiegelsaal des Hermannstädter Forumssitzes zu diesem Thema aus. Den Vorsitz führten Constantin Chiriac, Direktor des Radu-Stanca-Nationaltheaters, und Hunor von Horváth, Leiter der Deutschen Abteilung des Theaters. Anwesend waren außerdem Christian Plate, Ministerialrat in der Deutschen Botschaft in Bukarest, Kerstin Ursula Jahn, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, sowie Thomas [indilariu vom Departement für Interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens (DRI).

Bei dieser Gelegenheit betonten die Vertreter des Theaters die Wichtigkeit von strategischen Partnerschaften für die Projekte des Theaters, auch für das Internationale Theaterfestival von Hermannstadt/Festivalul Internațional de Teatru de la Sibiu (FITS). Das Festival findet im Jahr 2025 vom 20. bis 29. Juni zum 32. Mal statt.

Der Vertreter der Deutschen Botschaft in Bukarest, Christian Plate, sagte: „Wir haben im Moment eine Zeit, wo wir immer weniger Offenheit, weniger Verständnis für andere sehen. Wo wir viel Konfrontation haben in der Politik, in der Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass man tatsächlich diese Begegnungen hat, die Hermannstadt mit dem Theaterfestival und die wir auch mit der deutschen Abteilung sehen. Dass man diese Begegnungen aufrecht erhält und sie zeigen, wie Gesellschaft auch funktionieren kann und sollte.“
Für den Leiter der deutschen Abteilung, Hunor von Horváth, zeichnet die deutsche Abteilung aus, dass „wir neben der Minderheitenposition auch eine multikulturelle, interethnische und sehr diverse Mannschaft präsentieren, was glaube ich auch sehr europäisch ist.“ Das gebe die Möglichkeit, das Augenmerk auf Menschen und Schicksale zu richten, die nicht unbedingt im Mittelpunkt des Geschehens stünden, die versuchten, mit ihrer Andersartigkeit und Fragilität Empathie zu schaffen. Die nächste Inszenierung der deutschen Abteilung ist auch schon geplant: Die Premiere „Winter“ des Nobelpreisträgers Jon Fosse in der Regie von Horváth wird Mitte Mai 2025 stattfinden.