Volkstrauertag 2024 im Banater Bergland

Foto: der Verfasser

Im Kalender stand heuer der Volkstrauertag am 17. November. Wie bereits seit Jahrzehnten Tradition, wurde in diesem Jahr der Volkstrauertag wieder im Banater Bergland begangen, diesmal am Rande des Banater Berglands, in der Stadt an der Donau, in Orschowa.
Auf dem Programm des Gedenkens stand um 11.00 Uhr der Besuch der Heiligen Messe in der römisch-katholischen Kirche „Unbefleckte Empfängnis“ von Orschowa, in deren Rahmen auch für die Gefallenen gebetet wurde. Gastgeber und Zelebrant der Heiligen Messe war Pfr. Davor Lucacela. Als Gäste der kirchlichen Gemeinschaft sprachen Regina Lochner, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), und der Bürgermeister von Orschowa, Adrian Cican. Zum Schluss der Heiligen Messe spielte Nikolaus Rudolf Pilly, vor 94 Jahren hier, in Orschowa geboren, heute Vorsitzender des Deutschen Ortsforums in Kalan/Kreis Hunedoara, an seiner singenden Säge das Ave-Maria-Lied.

Danach ging man zum Heldenfriedhof am Hang, wo seit 10 Jahren ein Denkmal für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Deutschen auf Initiative u.a. von Nikolaus Rudolf Pilly steht. Hier moderierte Konsulin Regina Lochner das Gedenken. In ihrer Ansprache sagte sie u.a. folgendes: „Auch an diesem Volkstrauertag sind wir wieder in der Weite Rumäniens unterwegs. Unser Ziel ist nicht ein weitläufiger, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegter Friedhof, wie es sie im Osten Rumäniens vereinzelt gibt. Wir haben uns stattdessen heute nach Orschowa begeben, um unsere Gedenkfeier an diesem besonderen Ort abzuhalten. Nicht nur wir gedenken: meine Kolleginnen und Kollegen an deutschen Auslandsvertretungen weltweit legen heute Kränze an den Gräbern deutscher Soldaten nieder. Und im Deutschen Bundestag spricht heute der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis die Gedenkrede – ein schönes Zeichen der Verbundenheit unserer beiden Völker miteinander. Aber, wie ich schon erwähnte: es ist dies doch ein besonderes Grab an einem besonderen Ort. Nicht weit von hier fließt die Donau, dieser zutiefst europäische Strom, seinem Wesen nach völkerverbindend und nicht völkertrennend. Und doch gab es auch hier kriegerische Handlungen in den beiden Weltkriegen, vor allem, weil der Strom auch Grenze war und immer noch ist. Hier war ein Aufmarschgebiet des deutschen Heeres im 1. Weltkrieg, nach dem Kriegseintritt Rumäniens im August 1916. Im 2. Weltkrieg spielten sich auch hier Kampfhandlungen ab. Ein Luftkampf mit vielen Abstürzen trug sich am 16. April 1944 zu. Es ist nicht einfach, festzustellen, welches Flugzeug wo genau von wem zu welchem genauen Zeitpunkt abgeschossen wurde. So hat man auf dem Grabstein vor uns auch noch einige Erklärungen vermerkt – etwas, das eher selten auf solchen Gedenktafeln ist. Es war wohl ein Sanitätsflugzeug, das hier getroffen wurde. Es sollte Leben retten und wurde doch zum Opfer. Der Krieg fragt nicht nach Angemessenheit und Verantwortung. Und so wird dieses Flugzeug mit seinen 17 Passagieren, die starben, zu einem Sinnbild der Sinnlosigkeit des Krieges. Ich möchte schließen mit zwei Zitaten aus einem Text des Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge – sie passen, denke ich, ganz gut zu dieser Feierstunde an einem besonderen Ort. General a.D. Schneiderhan schreibt: ‘Als letzte und unumkehrbare Folge von Hass, Hetze und Gewalt mahnt das Kriegsgrab zum Frieden und zur Einhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte. Und Nie wieder heißt also nicht nur, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern bedeutet vielmehr, dem Hass heute entschlossener denn je entgegenzutreten.’ Beherzigen wir dies. Wir sind das – allerwenigstens das – den Opfern von Krieg und Gewalt schuldig.“ Der DFBB-Vorsitzende verlas anschließend die Namen der am Denkmal eingemeißelten Gefallenen. Auch der Bürgermeister Adrian Cican sprach einige Worte des Gedenkens seitens der Stadtverwaltung und der Bürgerinnen und Bürger Orschowas.

Es folgten Gebete des römisch-katholischen Stadtpfarrers von Orschowa, Davor Lucacela und danach Kranzniederlegungen. An dem Gedenken in Orschowa war auch Barbara Dumitrescu, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen in Orschowa anwesend.

Erwähnenswert sei noch, dass vor der Heiligen Messe Konsulin Regina Lochner und der DFBB-Vorsitzende im Orschowaer Rathaus von Bürgermeister Adrian Cican empfangen wurden. Dabei sprach man über Zukunftsprojekte zur Entwicklung der Stadt und Region Orschowa. Dasselbe geschah auch nach dem offiziellen Teil des Gedenkens in Orschowa, innerhalb einer Begegnung der Gäste aus Temeswar und Reschitza, mit dem Präfekten des Kreises Mehedinți, Constantin Alin Isuf, mit dem Kreisratsvorsitzenden von Mehedinți, Aladin Georgescu, und mit dem Bürgermeister von Herkulesbad, Gheorghe Orza.

Zum Schluss sei noch geschrieben, dass am selben Volkstrauertag der DFBB-Vorsitzende die drei Gedenkstätten in Bosowitsch/Bozovici, Kreis Karasch-Severin besichtigte, und dass in den Räumlichkeiten der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek eine kleine Dokumentationsausstellung zum Zeppelin-Luftschiffhafen von Sanktandres bei Temeswar, vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ organisiert wurde.