Reschitza – Rumänien hat viel zu viele Verwaltungseinheiten und implizite zu viele Bürgermeister, sagte Ioan Popa (PNL), der Bürgermeister von Reschitza, im Rahmen einer Fernsehsendung auf dem Privatsender B1. Zu den dringendsten Vorhaben der PNL – wenn sie die kommenden Wahlen für sich entscheiden sollte - zählt jene Verwaltungsreform, von der seit dreißig Jahren gesprochen, die der EU versprochen und die immer geflissentlich „übersehen“ wird, wenn es um mittel- oder kurzfristige Regierungsvorhaben geht. Die liberale Führung muss sich die Regionalisierung auf die Fahnen schreiben, meint Popa, das Land verwaltungsmäßig umorganisieren, im Fall dass sie aus den kommenden Parlamentswahlen als Mehrheit hervorgeht.
„Wir sind in diesem Land viel zu viele Bürgermeister“, sagte Popa. „Gerade mal die Hälfte würde ausreichen. Frankreich kennt keine Verwaltungseinheit (rumänisches Kürzel: UAT – wk), die von weniger als 2500 Bürgern bewohnt ist. Deutschland kennt kein Rathaus für weniger als 3200 Bürger. Ich kann Ihnen spontan ein Beispiel von uns geben: das Rathaus Weidenthal/Brebu Nou existiert für 86 gemeldete Einwohner und hat einen neunköpfigen Gemeinderat, Bürgermeister, Sekretär des Rathauses, Buchhalter, Vertreter für den Katastrophenschutz.“
Ohne das Wort „Zentralisierung“ auszusprechen, verwies Popa auf die exzessive Ballung aller Macht- und Entscheidungsbefugnisse in Rumänien auf Bukarest, die es jeder zu einem bestimmten Zeitpunkt herrschenden Partei erlaubt, salopp, um nicht zu sagen: willkürlich, mit den Steuergeldern umzugehen. Popa: „Warum glauben Sie, dass uns von Bukarest nicht konkret, pro Firma unseres Verwaltungsgebiets, genau unser Anteil an der Einkommenssteuer bekanntgegeben wird? Uns schmeißen die aus Bukarest einen Eimer voll Geld hin, mit der Bemerkung, ‘Schau mal, Brüderchen, das ist dein Geld’. Ich habe zu Zeiten von Finanzminister Orlando Teodorovici vom Finanzministerium schriftlich gefordert, mir eine Top-10-Liste der größten Zahler von Lohnsteuern aus meinem Verwaltungsgebiet zuzuschicken. Ich gab vor, diesen Preise verleihen zu wollen. Damit die Reschitzaer wissen, von wem das Geld für die Entwicklung ihrer Stadt kommt. Die Antwort des Finanzministeriums: solche Daten können wir nicht öffentlich machen! Anders gesagt: Geld gibt es nur zuhauf, wie Bukarest es gerade will. Details über deren Herkunft werden geheimgehalten. Praktisch ist es folglich oft so, dass sie uns Geld vorenthalten und an jene überweisen, die keine oder viel zu wenig Einkommen haben.“
In den Augen von Ioan Popa ist die Regionalisierung eine gute Lösung solcher Dilemmata. Leider wird seit Jahrzehnten darüber bloß gesprochen, drum herumgeredet, ohne dass etwas Konkretes passiert. Das Modell der Regionalen Entwicklungsagenturen ADR sei ein Erfolgsmodell, das man auch der Verwaltung überstülpen könnte, meint Popa. Vier bis fünf Landkreise müssten zu einem Verwaltungsverbund zusammengeschlossen werden, wie man diesen dann nennt, sei nebensächlich. Aber geschehen muss unbedingt etwas in dieser Richtung.
„Ich sage es in aller Öffentlichkeit und mit Nachdruck: wenn die Regierung Ludovic Orban, nach den Wahlen im Herbst, im Winter, wann sie eben angesetzt werden, keine territoriale Umorganisierung Rumäniens durchführt, dann bin ich persönlich für diese Partei verloren. Sollte es uns gelingen, eine komfortable Parlamentsmehrheit zu erzielen und sollten wir dann nicht diese viel zerredete Regionalisierung durchführen, wären wir die größten Idioten in der Geschichte Rumäniens“, schloss der Reschitzaer Bürgermeister seine Intervention im Fernsehen in einer für ihn charakteristischen Note.