In der zweiten Oktoberhälfte, am 18. und 19. Oktober, fand in Klagenfurt am Wörthersee, in der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Kärnten, der XXXII. Europäische Volksgruppenkongress statt. Delegationen aus Rumänien (Hermannstadt, Bukarest, Bistritz und Reschitza) und aus der Ukraine (Czernowitz) haben, genauso wie bei den vergangenen Auflagen, teilgenommen. Veranstalter und für den Inhalt verantwortlich war das Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 1 - Landesamtsdirektion / Bereich Volksgruppen, Menschenrechte und regionale Kooperationen. Der Tagungsort war das Konzerthaus Klagenfurt, im Mozartsaal, die Konferenzsprachen waren Deutsch und Slowenisch, wobei man die Übersetzungen über Kopfhörer verfolgen konnte.
Das Thema des Kongresses „Von der Kinderkrippe bis zur Universität: Muttersprachliche Bildung für Volksgruppen“ hat man gekonnt aktuell, aber auch zukunftsorientiert ausgewählt und es hat, neben den Auslandsgästen, zahlreiche lokale Interessenten angezogen. Natürlich waren Vertreter der Landesregierung, Politiker, am Thema Interessierte, Pressevertreter und weitere im Saal anwesend. Die Moderation besorgten diesmal Mag. Peter Karpf und Dr. Wolfgang Platzer vonseiten der Organisatoren. Begrüßungsworte sprach der Stellvertreter des Landesamtsdirektors DDr. Markus Matschek, während die feierliche Eröffnung des Kongresses durch Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser persönlich stattfand.
Es gab insgesamt zwölf Vorträge in deutscher oder slowenischer Sprache, die, mit einer Kaffee- und einer Mittagspause dazwischen, den ganzen Vormittag und halben Nachmittag des 19. Oktobers ausfüllten. Aus Rumänien war als Referent Pfr. Hans-Georg Junesch am Podium, der seine Gattin, Doz. Dr. Liana Regina Junesch, die aus gesundheitlichen Gründen abwesend war, bestens vertrat. Der Vortrag stand unter dem Titel „Einheit in Vielfalt? Vorgaben und Gestaltungsmöglichkeiten eines deutschsprachigen Studiengangs zur Ausbildung von Lehrpersonen für den Elementar- und Primarbereich an der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt“ und wurde sehr gut angenommen.
Wie in den vergangenen Jahren gab es auch in diesem Jahr ein Rahmenprogramm für die Delegationen. Am frühen Nachmittag des 18. Oktobers wurden die Gäste aus Rumänien und aus der Ukraine während eines Besuchs des Honorarkonsulats von Rumänien in Kärnten, durch Dipl.-Ing. Agripa Popescu - im Namen des Honorarkonsuls Ing. Gaston Glock - willkommen geheißen.
Anschließend fand im Rathaus von Klagenfurt am Wörthersee eine Begegnung mit Bürgermeister Christian Scheider und mit dem 2. Vizebürgermeister Prof. Mag. Alois Dolinar statt, die alle in der Kärntner Landeshauptstadt willkommen hießen. Zu erwähnen ist hier, dass sowohl Hermannstadt als auch Czernowitz Partnerstädte von Klagenfurt sind.
Am Abend des 18. Oktobers nahmen die Delegationen im Kärntner Landesarchiv an einer Buchpräsentation und an einem Podiumsgespräch unter dem Motto „Blickwinkel. Kärntner Zeitgeschehen 1989 - 2022“ teil. Gesprächspartner des Abends waren unter der Leitung von Dr. Peter Fritz (ORF) Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser, Landeshauptmann a.D. Gerhard Dörfler, Landeshauptmann a.D. Dr. Christof Zernatto, Dr. Reginald Vospernik, als Volksgruppenvertreter der Kärntner Slowenen, und Prof. Mag. Dr. Kathrin Stainer-Hämmerle.
Für die Delegation aus dem Banater Bergland war es eine Freude, zwei Vertretern verbündeter Vereine von deutschen Minderheiten Ost- und Südosteuropas zu begegnen: Veronika Haring, Obfrau des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg an der Drau/Maribor, Slowenien, und Mag. Inge Wittal, Obfrau des österreichisch-deutschen Kulturvereins in Czernowitz, Ukraine. Beide Vertreterinnen und der Träger des „Alexander Tietz“-Preises für das Jahr 2014, Mag. Udo Peter Puschnig aus Klagenfurt am Wörthersee, bekamen aus den Händen des Vereinsleiters die Medaille „35 Jahre Kultur- und Erwachsenenbildungsverein ‘Deutsche Vortragsreihe Reschitza’“ überreicht, eine symbolische Geste des Dankes für die ersprießliche langjährige Zusammenarbeit. Mag. Inge Wittal übernahm auch die beiden Ukraine-Preise des internationalen Wettbewerbs „Kinder malen ihre Heimat“, XVI. Auflage, 2022/2023. Diese gehen nun an Weronika Popravka von der Privaten Bildungseinrichtung „Europäisches Kollegium“, VIII. Klasse, nach Kiew, und an Myroslaw Bitner aus der Mittelschule Nr. 28, I. Klasse, nach Czernowitz.
Interessant, lehrreich, mit vielen guten anwendbaren Ideen und Vorschlägen für ein besseres Verständnis im muttersprachlichen Bereich, so könnte man die Bilanz des Volksgruppenkongresses 2022 charakterisieren.