Das Erdöl, das Banat und die Russen

Das Rennen um das Schwarze Gold des Banats

Erdöl oder Schwarzes Gold, wie es noch genannt wird, gelten schon längst als echte Zauberworte unserer neueren Geschichte und sind synonym für Wirtschaftsboom, Reichtum und Macht auf dieser Welt. Davor wurde das Banat und Rumänien leider bisher zum Großteil „verschont“, obwohl schon immer allerhand Sagen und Geschichten über die reichhaltigen Erdöl- und auch Gasvorkommen im Banat und anderen Gegenden des Landes gesponnen wurden. 

Vor Kurzem kam in der Westregion das Thema wieder auf das Tapet: „Gazprom“ aus Russland möchte nun auch im Banat seine Muskeln zeigen, das heißt in der Erdölförderung die Nase vorn haben. Nachdem die kanadische „West Petroleum Corp“ von ANRE, gemäß des Erdölgesetzes, eine 30-jährige Konzession (mit der Möglichkeit auf eine Verlängerung von maximal 15 Jahren) für die Erdöllager von EX-8 Billed/Biled und EX-7 Perjamosch/Periam sowie von EX-3 Bad Felix/Bãile Felix und EX-2 Tria erhalten hat, gab die Gesellschaft bekannt, einen Vertrag mit der serbischen Gesellschaft „Naftna Industrija Srbije“ geschlossen zu haben. 

Die Aktienmehrheit (51 Prozent), also die Kontrolle über diese Gesellschaft hat eigentlich der russische Konzern „Gazprom“. Laut diesem Vertrag, der die Einrichtung von 12 Erdölsonden vorsieht, wird „Gazprom“ 85 Prozent und die kanadische Gesellschaft 15 Prozent des Gesamtprofits erhalten. Die von den Erdölkonzernen in der Westregion kontrollierte Gesamtfläche wird etwa 404 Quadratkilometer ausmachen.

Was steckt dahinter? Obwohl Russland mit geschätzten 74 Milliarden Barrel die größten Erdölvorkommen Europas besitzt, die zum Großteil von der staatlich kontrollierten Gesellschaft „Gazprom“ ausgebeutet werden, gehört die Großaktion in der rumänischen Westregion offensichtlich zu einem leicht durchschaubaren Expansionsplan des Konzerns zur Kontrolle des Erdöls und dessen Verarbeitung und Vermarktung in den Nachbarstaaten.

Die Banater Erdölfelder wurden schon 2009 von ANRE zur Konzession ausgeschrieben.
Man fragt sich nur, ob das nicht wieder mal nach hinten losgehen wird. Die Geschichte der rumänischen Konzessionspolitik nach der Wende hat es gezeigt: Der berühmt-berüchtigte Vertrag des rumänischen Staates mit der kanadischen Gesellschaft „Sterling Resources“ für die Ausbeutung der rumänischen Erdöl- und Erdgasvorkommen im gebiet des Schwarzen Meeres erwies sich als Totalschaden für die rumänische Seite.

Noch viel mehr Aufsehen erregte das ruhige Banater Heidestädtchen Hatzfeld, das in den nächsten Jahren einen wahren Erdölboom erleben könnte. Die britische Erdölgesellschaft „Zeta Petroleum“, die die Lizenz zur Ausbeutung der beiden in den 80er-Jahren entdeckten Erdölfelder Alt-Hatzfeld/Jimbolia Veche und West-Hatzfeld/Jimbolia Vest, etwa vier Kilometer von der Stadt entfernt, erhalten hat, gab bekannt, dass sich die Banater Kleinstadt Hatzfeld eigentlich auf einem Erdölvorkommen von 1,6 bis zu sechs Millionen Barrel im Wert von nahezu 600 Millionen US-Dollar befinden würde. 

In einer Pressemitteilung der Gesellschaft wird darauf hingewiesen, dass das Hatzfelder Erdölvorkommen von der Gesellschaft als größte Herausforderung des Jahres 2011 angegangen wird. Laut Bogdan Popescu, Generaldirektor von „Zeta Petroleum România“, geht es erstens darum, die besten Lösungen der Ausbeutung unter Bedingungen höchster Sicherheit und der Wahrung des Umweltschutzes zu finden.

„Zeta Petroleum“ ist eine 2005 gegründete Privatfirma für Projektion und Erdölförderung, ihre Interessensphäre umfasst Rumänien und andere Gebiete Osteuropas. Derzeit sind die Hauptstandorte der Gesellschaft außer dem Erdölfeld Hatzfeld noch das Erdgasfeld von Bobocu und von P²dureni. Die geschätzten Erdölreserven der Gesellschaft betragen derzeit sechs Millionen Barrel, die der Erdgasreserven etwa 765 Millionen Kubikmeter.

Als Partner (50 Prozent der Anteile) hat die Gesellschaft in Hatzfeld die Firma „Armax Gaz“, eine öffentliche rumänische Gesellschaft für Entwurf, Produktion und Installation von Ausrüstungen der Erdöl- und Erdgasindustrie. 

In den Reihen der Bevölkerung der genannten Banater Ortschaften scheint man den angekündigten Erdölboom erst mal abwartend und mit zwiespältigen Gefühlen zu betrachten. Von Entzückung ist jedenfalls bei den Einheimischen nichts zu spüren. Auch die jeweiligen Kommunalverwaltungen wollen zunächst erste handfeste Resultate abwarten und auch die getroffenen Umweltschutzmaßnahmen prüfen. Man erinnert sich heute noch an die großen Umweltschäden, die der ehemalige Schweinemastkonzern „Comtim“ durch seine unverantwortlichen Methoden in der Ceausescu-Epoche allerorts im Banat angerichtet hat. Andererseits will man aber auch die gute Seite der Sache sehen, es gibt Hoffnungen auf neue Arbeitsplätze.

Die Geschichte der Erdölförderung geht im Banat bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück: Der Triebswetterer Landwirt und Unternehmer Johann Schleich gründete nämlich schon 1930 eine Aktiengesellschaft zur Erdölförderung im Banat. Der herbeigebrachte Ingenieur aus Amerika bestätigte auch das reiche Erdölvorkommen. Wegen dessen Tiefe konnte das Erdöl mit der damaligen Technik leider nicht gefördert werden.

Die Erdölförderung startete dann doch um 1965 im Banat. Die erste Sonde tauchte in Valcani auf, es folgten weitere bei Turnu, Kreis Arad, Alexanderhausen/Sandra, Bad Kalatscha/Calacea und Knees/Satchinez. 1968 wurde auf Anweisung des Erdölministers das Erdölförderunternehmen mit Sitz in Temeswar gegründet. Das Nachfolgeunternehmen ist heute eine Zweigstelle von Petrom.

Im Banat wird derzeit das neben großen Erdgasvorkommen reichhaltig vorkommende Schwarze Gold auch andernorts und von allerhand kleineren Firmen gefördert, so z. B. von der Temeswarer Firma „General Petro Service“, die in der Gegend von Deutschsanktpeter/Sânpetru German mehrere Sonden eingerichtet hat. Das zur Freude der einheimischen Bodenbesitzer und Bauersleute. Der von den Erdölförderern bezahlte Pachtzins ist weitaus höher als der schwer erarbeitete und trotzdem magere Ertrag ihrer Felder.