Das so inhaltsreiche Jesuswort

Bei vielen Völkern ist es Sitte, einen hohen Gast mit Brot zu empfangen. Da das Brot ein Grundnahrungsmittel ist, soll es symbolisieren, dass der Gast als Freund betrachtet wird. Bei vielen Wüstenvölkern wird der Gast so geehrt, dass der Scheich eine Dattel bricht und sie mit ihm teilt. So wird der Gast versichert, dass er willkommen ist. Eigentlich wird bei allen Völkern das Gastrecht als heilige Pflicht geachtet und mit einem Freundschaftsmahl besiegelt. Deshalb lädt man nur Freunde oder willkommene Fremde zum Gastmahl ein. Das geschieht auch auf höchster Ebene. Kommen Politiker bei internationalen Beratungen zusammen und haben sie gute Beschlüsse gefasst, wird dieses Ereignis mit einem gemeinsamen Mahl bekräftigt.

Auch bei uns kleinen Leuten spielt das Brot als Zeichen der Freundschaft eine große Rolle. Das widerspiegelt sich sogar im Sprachgebrauch. Da sagen zwei Männer, die Freundschaft geschlossen haben: „Wir sind Kumpane“. Das kommt vom lateinischen Wort „cum pane“ – mit Brot. Also ist das gemeinsam gegessene Brot der Garant der Freundschaft. Ist die Freundschaft noch in der Schwebe, so heißt es: „Ich habe mit ihm noch nicht genug Brot gegessen“. Der Verrat der Freundschaft wird im 41. Psalm so beweint: „Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt!“

Christus stellt sich uns als Erlöser im Brot dar. Feierlich hat er das so inhaltsschwere Wort verkündet: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist!“, „Ich bin das Brot des Lebens!“ Welch ein Ausspruch! Das bedeutet doch: Christus ist die wahre Nahrung des Menschengeistes. Er vergleicht seine Person mit dem Manna, das die Israeliten 40 Jahre hindurch in der Wüste ernährt hat. Doch zwischen dem Manna der Wüste und dem Brot Christi ist ein himmelweiter Unterschied. Kein Brot aus Getreidekörnern kann uns dauerndes Leben gewähren. Christus gibt uns eine Verheißung, die alle unsere Hoffnungen übersteigt: „Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit!“

Kann man das glauben? Der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872) behauptete, der menschliche Geist werde vom Leib geformt. Seine „Weisheit“ gipfelte in dem Ausspruch: „Der Mensch ist, was er isst!“ Verwundert fragen wir: Soll der Mensch nur ein Produkt der Nahrung sein?! Auf andere Dinge angewandt, lautet das so: Das Auto ist ein Produkt für den Kraftstoffverbrauch! Welchen Unsinn bringt doch der Materialistenglaube hervor! Wie kurzsichtig ist doch das Denken der Materialisten!

Christus hat seine Ankündigung beim letzten Abendmahl wahr gemacht. Er hat über das Brot gesprochen: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird! Tut dies zu meinem Gedenken!“ Das hat die Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch getan und wird es bis zum Ende der Welt tun. Christus kommt in der Gestalt von Brot in unser Herz. Eine innigere Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch kann es nicht geben. Es ist ein Geschenk, das unser enges Begreifen übersteigt. Wie wollen wir darauf reagieren? Dem großen irischen Freiheitskämpfer im englischen Parlament Daniel O’Connel (1775-1847) wurde von mehreren Parlamentsmitgliedern vorgeworfen, er sei leichtgläubig, weil er an die Gegenwart Christi in der Eucharistie glaube. Er antwortete: „Was wollt ihr von mir? Machen Sie das doch mit Jesus Christus aus. Er hat das gesagt! Ich glaube Ihm, weil Er weder lügen noch sich irren kann!“ Auch wir gläubige Christen bekräftigen O’Connels Bekenntniswort.

Bei einer Truppenschau in Paris riss sich Kaiser Napoleons Pferd los und sprengte im Galopp davon. Ein einfacher Soldat sprang hinzu, fiel dem Ross in die Zügel und brachte das Pferd dem Kaiser zurück. „Danke, Hauptmann!“ sagte Napoleon. Schlagfertig fragte der Soldat: „Bei welchem Regiment?“ „Garde“, war die Antwort. Einzig auf das Wort des Kaisers wurde der Soldat als Hauptmann in die kaiserliche Garde eingestellt.

Napoleon war nur ein Mensch, allerdings einer, der große Macht in den Händen hatte. Aber was ist ein Napoleon neben Christus, der von sich sagen konnte: „Mir ist alle Gewalt gegeben, im Himmel und auf Erden!“ Soll uns ein einfacher Soldat beschämen, der dem Wort eines sterblichen Kaisers mehr glaubte als wir dem Worte Christi? Kein Menschenwort ist „so inhaltsschwer wie das Jesuswort“!